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Stalag VI-H (Virtual Reward 3.0) Virtual Cache

Hidden : 2/24/2023
Difficulty:
1.5 out of 5
Terrain:
2 out of 5

Size: Size:   virtual (virtual)

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Geocache Description:


Deutsch

Diesen Platz lernte ich als Kind an einem schönen Frühsommervormittag etwa 1959 / 1960 kennen, als mich mein Vater zu einem Spaziergang auf die “Merzenicher Heide / Rather Hecke” mitnahm. Ein heiterer Tag:  der Ginster blühte, die Lerchen schmetterten, es gab ein lichtes Wäldchen mit jungen knorrigen Eichen, wunderbar zum beklettern, und, mystisch: dort in der Nähe soll der Sage nach eine Quelle sein, die das Pferd des Hofsängers Arnold am Hofe Karls des Großen spontan geschlagen hatte, um seinen Durst zu löschen. So konnte der soziale Heilige ein riesiges Waldstück umreiten, das dann als Bürgewald den in der Region Ansässigen übereignet wurde. All dies faszinierte mich, und ich habe in meiner Kindheit später noch viel Zeit dort zugebracht. Das Wesentliche jedoch, was ich an diesem Tag erlebte, das habe ich Jahrzehnte verdrängt, und es ist Zeit, mit diesem Virtual ein Denk-Mal zu setzen.

Auf dem Gelände arbeiteten Männer, in weißen Anzügen, behandschuht. Sie hatten Gruben ausgehoben. Näher kommend sprach mein Vater sie an, und sie gaben Auskunft. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich, realiter, Knochen von Verstorbenen, und Erkennungsmarken von Soldaten. Einer der dort Arbeitenden hat vor mir eine solche Marke entzweigebrochen, und mir erklärt, “nun könne einer der verstorbenen Soldaten identifiziert und seine Familie benachrichtigt werden”.  Auf der idylischen  “Merzenicher Heide” befand sich die Verscharrungsstätte der Toten des Kriegsgefangenenlagers vom Stammlager Stalag VI-H ! Die meisten Toten dort waren nicht identifizierbar, sie waren in Massengräbern “entsorgte” Kriegsgefangene.

Nach dem Krieg forschten die alliierten Besatzungsmächte nach dem Verbleib ihrer Bürger, und das Ausmaß der Verbrechen, auch an den Kriegsgefangenen, wurde offenbar. Viele blieben verschwunden; aber für die aufgefundenen Toten aus den ca. 150 Lagern der Region sollte eine wertschätzende Erinnerungsstätte geschaffen werden. So ist u.a. in Rurberg in der Eifel eine Gedenkstätte für sowjetische Opfer der regionalen Stalags entstanden. Dort finden sich die Gräber von 2322 Sowjetbürgern, meist Ukrainer oder Russen.

Das Stammlager Stalag VI-H wurde 1940 dem Bezirk Aachen zugewiesen und in der Ortschaft Arnoldsweiler angelegt. Arnoldsweiler ist heute Stadtteil von Düren, und war damals der Gemeinde Merzenich zugehörig.  Im Laufe der Zeit waren im  Stalag VI-H  Tausende Kriegsgefangene “untergebracht”, unter ihnen Franzosen, Belgier, aber auch viele Menschen aus Ost-Europa, die zur Arbeit in die Dürener Region deportiert worden waren, u.a. polnische Bürger sowie sowjetische Kriegsgefangene. Polen wurden zur Arbeit Bauern oder Kleinbetrieben zugewiesen. Das war Sowjetbürgern nicht gestattet. Die gefangenen Sowjetbürger wurden speziell zur Arbeit den Industriebetrieben der Dürener Region zur Verfügung gestellt. Die Liste der teilnehmenden Betriebe ist lang.

Eine Vielzahl dieser Gefangenen, v.a. Ukrainer und Russen, hat die menschenverachtende Behandlung, die ihnen zuteil wurde, nicht überlebt: neben exzessiver Arbeit war die Versorgung im Lager mangelhaft, die Menschen hungerten, wurden gequält, und die medizinische Versorgung war unzureichend. Im Ergebnis befinden sich auf dem Friedhof in Rurberg unter den 2322 Grabstätten alleine 1552 mit Verstorbenen aus dem Stammlager in Arnoldsweiler.

Dem allgemeinen Narrativ folgend wurde der Friedhof im Volksmund als “Russen-Friedhof” bezeichnet. Das ist falsch. Etwa die Hälfte der Opfer des 2. Weltkrieges aus dem Gebiet der damaligen Sowjetunion waren Ukrainer oder Belarussen. Die Kriegshandlungen des Deutschen Reiches gegen die Sowjetunion im 2. Weltkrieg fanden überwiegend auf den Gebieten von Belaruss und der Ukraine statt. Entsprechend sind von dort die meisten zivilen Opfer zu beklagen. Zum Kriegsdienst wurden alle Soldaten aus allen Teilrepubliken der Sowjetunion gezogen. Wie auch heute beim Krieg Russlands gegen die Ukraine sind Bürger aus den nicht-russischen Landesteilen überproportional beteiligt worden. Dies wird beim Besuch des Friedhofes in Rurberg deutlich.

Der Widerstand gegen ein verbrecherisches Regime ist schwer und gefährlich. Damit werden viele Bürger zu Mit-Tätern ihrer Regierungen.

Nach dem Krieg brauchten alle einen Neu-Anfang, die Opfer, aber auch die Täter, und ihre Mit-Täter, und sie müssen zusammen leben. Verbrechen wurden vertuscht, beschönigt, in Narrativen versteckt. Dies birgt eine Gefahr für die Zukunft – ein Neu-Anfang kann nur gelingen in klarer Anerkenntnis der Tatsachen, und kann nur bestehen, wenn das Wissen um das, war war, weitergegeben wird, und die Zusammenhänge kritisch reflektiert werden. Denn jeder Unrechts-Staat begründet seine Verbrechen mit vermeintlichen Notwendigkeiten im Namen seines Volkes, wie z.B. im Krieg Russlands gegen die Ukraine heute. Dem Volk werden die allfälligen Narrative von Bedrohung durch einen Feind und von bewahrenswerter Kultur zur Beruhigung und Motivation angeboten – jeder Staat behauptet, seine Bürger für “die gute Sache” in den Tod zu schicken! Die staatlichen Hetzkampagnen unter autoritären Führern, von Hitler bis zu Putin, zeigen: kein Volk ist gefeit vor solchen Bewegungen, und nur eine ausreichend starke und gebildete Zivilgesellschaft hat die Chance, sich erfolgreich gegen Propaganda und Lügen zu wehren, und sich gegen Aggression von innen oder außen zu erwehren. Die systematische Menschenvernichtung war ein Bestandteil der rassistischen und nationalistischen Ideologie Deutschlands im Dritten Reich, und sie legte die Grundlage zu vielen Verbrechen, zu denen sich “normale Bürger” berechtigt fühlten.

Die heutigen Kommunal-Gemeinden haben sich zu offenem Umgang mit auch den dunklen Seiten ihrer Geschichte gefunden, und in der Nähe dieser Stelle einen Gedenkstein und eine Informationstafel errichtet. Dafür sei Ihnen mein herzlicher Dank!

Mit diesem virtuellen Cache möchte den Ansatz der lokalen Gemeinden, ihrer Geschichtsvereine und der Historiker unterstützen und das Wissen um diese Geschehnisse mit einer noch größeren Gemeinschaft teilen. Zudem möchte ich ein Gedenken an die Opfer aus der Gruppe der sowjetischen Kriegsgefangenen des 2. Weltkrieges anregen, denn wirklich tot sind nur die Vergessenen.

 

Um diesen Cache zu Loggen,

- schickt mir bitte eine Notiz mit dem deutschen Text der Inschrift auf dem hölzernen Kreuz
- seid bitte so freundlich, zu erwägen, in Eurem Logtext Bezug zu nehmen auf die Opfer des Stalag VI-H, oder ähnlicher Einrichtungen.

 

Virtual Rewards 3.0 - 2022-2023

Dieser Virtual Cache is Teil of a begrenzten Anzahl von Virtuals, erstellt zwischen dem 1. März 2022 und dem 1. März 2023.
Nur 4,000 cache Owner bekamen die Gelegenheit, einen Virtual Cache zu erstellen. Erfahrt mehr  über Virtual Rewards 3.0 bei Geocaching Blog.

 

English

I got to know this place as a child when my father took me for a walk on the “Merzenicher Heide / Rather Hecke” on a beautiful early summer morning around 1959/1960. A bright day: gorse was blooming, larks were singing, and there was a sparse forest with young, gnarled oaks, wonderful for climbing, and, mysterious to tell: according to a legend, there is a spring nearby that the horse a court singer, Arnold, from the court of Charlemagne struck spontaneously to quench their thirst. In this way, the social saint was able to encompass a huge lump of forest while the king was dining, which was then handed over to the residents of the region as the Bürgewald. I was fascinated of all this, and lateron during my childhood I spent a lot of time at the place. However, I blocked for decades the most essential that I experienced that day, and it is high noon to set a mental mark with this virtual.

Men in white suits, wearing gloves, worked on the site. They had dug pits. My father approached them to talk, and they provided information. For the first time in my life I saw, in reality, bones of deceased people, and dog tags of soldiers. One of the workers there broke such a dog tag into two in front of me, and then explained to me "now one of the deceased soldiers can be identified and his family notified". There was the burial place of the decendents of the war prisoner camp from the main camp Stalag VI-H, located at idyllic "Merzenicher Heide"! Most of the deceased there were unidentifiable, they were prisoners of war “disposed of” in mass graves.

 After the war, the Allied forces investigated the whereabouts of their citizens, and the extent of the crimes, including those committed against prisoners of war, became uncovered. Many remained lost as missing people; but for those reported dead from the approximately 150 camps in the region, an appreciative memorial was decided to be established. For example, a memorial for Soviet victims of the regional Stalags was created in Rurberg in the Eifel. There are the graves of 2322 Soviet citizens, mostly Ukrainians or Russians.

 

The Stalag VI-H main camp was assigned to the district of Aachen in 1940 and set up in the village of Arnoldsweiler. Arnoldsweiler is now a district of Düren and was then part of the municipality of Merzenich. Over time, thousands of prisoners of war were detained in Stalag VI-H, including French and Belgians, but also many nationals from Eastern Europe who had been deported to work in the Düren region, including Polish citizens and Soviet prisoners of war. Poles were assigned to work on farms or small craftsmen shops. Soviet citizens were not allowed to do that. The detained Soviet citizens were specifically made available for work to the industrial companies in the Düren region. The list of participating companies is long.

 

A large number of these prisoners, especially Ukrainians and Russians, did not survive the inhuman treatments they received: in addition to excessive work, the life conditions in the camp were poor, people starved, were tortured, and medical care was inadequate. As a result, among the 2,322 graves in the cemetery in Rurberg, there are 1,552 with the deceased from the main camp in Arnoldsweiler.

 

Following the general narrative, the cemetery was popularly referred to as the "Russian Cemetery". That's wrong. About half of the victims of World War II from what was then the Soviet Union were Ukrainians or Belarusians. The military operations of the German Reich against the Soviet Union in World War II took place mainly on the territories of Belarus and Ukraine. Accordingly, most of the civilian casualties are to be lamented from there. All soldiers from all republics of the Soviet Union were drafted for military service. As is the case today in Russia's war against Ukraine, citizens from non-Russian parts of the country were disproportionately involved. This becomes clear when you visit the cemetery in Rurberg.

 

Opposing a criminal regime is difficult and risky. As a result, many citizens become accomplices in their governments.

 

After the war, everyone seeked for a fresh start, the victims, and as well the perpetrators and their accomplices, and everyone had to live together. Crimes were camouflaged, euphemized, hidden in narratives. This poses a danger for the future - a successful restart can only succeed based on the acknowledgment of the facts and can only persist if the knowledge of what happened is passed on and the interconnections are critically reflected. This is because every unjust state justifies their crimes covering apparent needs in the name of their people, such as in Russia's war against Ukraine today. The population is offered narrative options for reassurance and motivation, e.g. a threat by an enemy and the value of a culture worth preserving - any state claims to send their citizens to deaths only for "the good reason"! The hate campaigns of states under authoritarian leaders, from Hitler to Putin, demonstrate: no people are immune to such impertinences, and only a sufficiently strong and educated civil society has a chance to successfully reject the impacts of propaganda and lies, and to defend themselves against aggressive action from within or from outside. The systematic extermination of deselected human beings was part of the racist and nationalist ideology of Germany during the Third Reich, laying the basis for many crimes committed by “ordinary citizens” who felt carried by the ideology.

 

Today's local municipalities are somehow open to face and cope with the dark sides of their history, evidenced by the memorial stone and the information board the erected near this place. I am very grateful for that!

 

With this virtual cache I want to support the approach of the local municipalities, the local history societies and the historians, and I intend to share the knowledge of these events with an even larger community. I would also like to encourage a commemoration of the victims from the group of Soviet prisoners of war of the Second World War, because only the forgotten one are finally dead.

 

To log this cache,

- please send me a note telling the German Text of the inscription on the wooden cross
- kindy consider a log text that may include an expression of sympathy for the victims of Stalag VI-H, or the like.

 

Virtual Rewards 3.0 - 2022-2023

This Virtual Cache is part of a limited release of Virtuals created between March 1, 2022 and March 1, 2023. Only 4,000 cache owners were given the opportunity to hide a Virtual Cache. Learn more about Virtual Rewards 3.0 on the Geocaching Blog.

 

Quellen / References:
https://www.gemeinde-merzenich.de/medien/bindata/7743560.pdf
https://www.aachener-zeitung.de/lokales/dueren/merzenich/zum-gedenken-und-gegen-das-vergessen_aid-76599955
https://www.zwangsarbeit-archiv.de/buecher_medien/literatur/b00173/index.html
https://www.hahne-schloemer.de/B%C3%BCcher/nationalsozialismus-in-den-kreisen-dueren-juelich.html

 

Addition / Nachtrag: please consider to go for the two Adventure Labs on Rückriem sculptures, dedicated to memorize local crime during the Nazi period, one of them is featuring the victims from the Arnoldsweiler camp ( Rückriem Stelen - Kreis Düren #1 https://adventurelab.page.link/GTEW ) / bitte erwägt auch die beiden AdventureLabs mit den Rückriem Skulpturen, die der Erinnerung an die lokalen Verbrechen der Nazi-Zeit gewidmet sind, speziell ei e davon erinnert an die Opfer des Lagers Arnoldsweiler (Rückriem Stelen - Kreis Düren #1 https://adventurelab.page.link/GTEW  ).

 

Additional Hints (Decrypt)

yrfg qvr Cynxrggr nz Xerhm / pybfryl vafcrpg gur ynory ba gur pebff

Decryption Key

A|B|C|D|E|F|G|H|I|J|K|L|M
-------------------------
N|O|P|Q|R|S|T|U|V|W|X|Y|Z

(letter above equals below, and vice versa)