Mit dieser kleinen Serie möchte ich euch seltsame, mittelalterlichen Rechts-Denkmäler im Raum Nordwest-Mecklenburg näher bringen.
Es handelt sich um Sühnesteine und Sühnekreuze, die zum Gedenken an Ermordete aufgestellt wurden. Sie waren Teil einer Sühne, mit der sich die Täter von der Tat freikaufen konnten.
Damals galt ein Mord als gesühnt, wenn der wohlhabende Täter sich mit den Hinterbliebenen des Opfers einigte, ihnen einen Geldbetrag zahlte und/oder an dem Ort des Mordes ein Sühnestein aufstellte.
Nach unserem Rechtsempfinden erscheint eine derart milde Strafe für Mord natürlich unglaublich, letztlich stellt eine solche Angelegenheit ja keine angemessene Bestrafung des Täters dar, aber so etwas ist Ausdruck der bizarren Glaubenswelt des Mittelalters.
Die Steine enthalten zum Teil Inschriften zum Anlass ihrer Aufstellung. In Norddeutschland sind sie meist flach und sehr hoch. Im süddeutschen Raum sind sie häufig in Kreuzform oder zeigen Kreuzigungsszenen, weshalb sie auch als Sühnekreuze bezeichnet werden.
Der Sühnestein von Saunstorf
An der B 208, ca. 200 m hinter dem Abzweig nach Saunstorf befindet sich der Standort dieses Sühnesteines. Der Originalstein befindet sich im Stadtgeschichtlichen Museum in Wismar.
Am Tatort steht heute eine 1987 gefertigte detailgetreue Kopie des Steines.
Die Vorderseite zeigt im Rundteil ein Kruzifix im Halbrelief, darunter die Inschriftszeilen : Im Jahre des Herrn am Dienstag vor dem Fest der Himmelfahrt des Herrn 1439 (12. Mai) starb Johannes Steenvord, Bürger von Wismar. Betet für seine Seele. Dieses Kreuz setzt hier …. sein Bruder.“
Umrahmt von den Inschriftselementen befindet sich im unteren Drittel die eingerillte Darstellung eines knienden, betenden Adoranten. Vermutlich handelt sich hier um den Getöteten.
Hinweis: Bitte nicht auf der Straße parken, Gehweg nutzen!
Quellen: Wikipedia, Faltblatt Archäologische Gesellschaft für Mecklenburg Vorpommern, Foto privat
Bisher erschienen:
Sühnestein von Jesendorf GC9Q9F1
Sühnestein von Everstorf GCA0VPP
Sühnestein von Santow GCA0VRH