Die markante Silhouette der Gebäude des alten Förderturms und der Förderhalle des 1994 stillgelegten Kalibergwerks Bergmannssegen-Hugo, vor dem ihr hier steht, prägen das Bild am südwestlichen Rand von Lehrte.
Nahezu 90 Jahre wurde im Untergrund von Sehnde/ Lehrte Salz gewonnen und gefördert. Genau von 1899 bis 1994 wurde hier der Bergbau betrieben.
Ich habe hier einen kleine Behälter deponiert, damit ihr vor Ort selbst einen Blick auf dieses Industrie"Denkmal" werfen könnt.
Das Gelände der Kali & Salz muss nicht betreten wereden.
Update (01.05.2023): Da die Dose immer wieder entwendet wurde, heute etwas umgezogen.
Für alle, die gern noch mehr erfahren möchten:
Sehr früh wussten unsere Vorfahren wohl schon, dass es in und um Ilten Salz im Boden gibt. Im alten Köthenwalde kannte man salzhaltige Quellen, Gräben und Rinnsale mit Salzwasser. Um 1500 werden in den Akten Iltener Flurstücke mit Namen wie Sülter Kamp, Sülter Berg, Soltspring oder Biemhille (hier soll nach der Sage das Schloss eines Salzgrafen versunken sein) genannt, also Flurbezeichnungen, die auf Salzvorkommen deuten. In Ludwig Meyers „Flora von Hannover“ wird von typischer Salzflora berichtet, die er bei Ilten vorfand.
Die Bedeutung des bunten Salzes beruht auf den Kenntnissen der Agrarchemie, die im Wesentlichen im 19. Jahrhundert durch Justus von Liebig begründet wurde. Die Ernährung der Pflanzen ist bestimmt von der Anwesenheit bestimmter Elemente, unter denen das Kalium eine beherrschende Rolle spielt. Die Pflanze entzieht dem Boden die für sie notwendigen Nährstoffe, die regelmäßig durch Zufuhr ersetzt werden müssen, was aber durch die vorherrschende Düngung per Stallmist nur unvollkommen geschah.
Auf der Suche nach geeigneten Mineralstoffen entdeckte man um 1860 bei den auf Halde geworfenen Salzen der Steinsalzgewinnung in Staßfurt kaliumhaltiges Mineral, das dann durch geeignete chemische Behandlung fast rein dargestellt werden konnte. Für die Mineraldüngung wurde ein Tor aufgestoßen, das dann zu einer wahren Hausse in Form von Entstehung von Kalibergwerken deutschlandweit führte.
Die Gebrüder Robert und Wilhelm Sauer schlossen 1892 Verträge mit örtlichen Grundbesitzern ab und brachten erste Probebohrungen nieder, was natürlich nicht ohne Reaktion konkurrierender Unternehmen bleiben konnte. Ein Bohrmeister in Diensten von Dr. Sauer berichtete, dass er vor der Entscheidung, ob und wo bei Ilten gebohrt werden sollte, von Dr. Sauer beauftragt wurde, - ohne das andere davon wissen sollten - nämlich nachts bei Mondenschein, die östliche Feldmark auf ihre geologischen Verhältnisse zu überprüfen.
Nachdem die Erprobungen ausgewertet worden waren, wurde zwischen 1908 und 1909 der Schacht Hugo bei Ilten geteuft und als Förderschacht ausgebaut. Es wurden zunächst nur Rohsalze aufgemahlen und dann als Dünger verkauft. 1926 wurde eine Kalifabrik errichtet. Nur zwei Jahre später wurde die Förderung aus der Grube schon wiedereingestellt. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Rohstoff Kalisalz ausschließlich unter Lehrte gewonnen. Bis zur Herstellung einer unterirdischen Verbindung zwischen den Schächten Bergmannssegen und Hugo wurde die Kalifabrik über eine oberirdische Seilbahn, deren Rollengeräusche deutlich in Ilten zu hören waren, vom benachbarten Schacht Bergmannssegen mit Material versorgt. Die Seilbahn wurde am 31.Oktober 1949 stillgelegt und durch eine Werksbahn ersetzt. Nach 1945 wurden auch im Feld Ilten, in dem die Schachtanlage Hugo und die das Salz weiterverarbeitende Fabrik liegt, Salzgewinnung betrieben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Nachfrage nach Kalidünger durch den Verlust der nun im Einflussbereich des Ostblocks liegenden Förderstätten erheblich. Für die Kaliwerke insgesamt eine goldene Zeit, denn die Förder- mengen erlangten bis dahin nie erreichte Höhen. Ein für die damalige Zeit nicht zu unterschätzender positiver Effekt war die Zunahme der Beschäftigten. Um 1955 betrug die Gesamtbelegschaft des Werkes Friedrichshall / Hugo rund 1.500 Personen. Eine Größenordnung, die belegt, welche Bedeutung der Kalibergbau für die Bevölkerung in und um Sehnde der Nachkriegszeit erlangt hatte.
Am 16.12.1994 wurde das letzte Gefäß mit Salz aus dem gemeinsamen Bergwerk Bergmannssegen – Hugo – Friedrichshall zu Tage gefördert. Nach 89 Jahren war die Nutzung der untertägigen Schätze zu Ende gegangen.
Auch nach Einstellung des Bergbaus in Sehnde und Lehrte wird in der Fabrik weiterhin Dünger auf Kalibasis hergestellt. Die Rohstoffe gelangen per Bahn, u.a. aus den Gruben des Werratals, zur Fabrik und werden dort nach besonderen Verfahren zu streufähigem Dünger verarbeitet.
Die Bergverordnung des Oberbergamtes Clausthal, heute Landesbergamt für Niedersachsen, schreibt für stillgelegte Kaligruben eine Flutung der Hohlräume in einem überschaubaren Zeitraum zwingend vor. Grund ist die Tatsache, dass die unterirdischen Hohlräume nicht auf Dauer vor einem Zufluss geschützt sein können. Die Kenntnisse über das Ersaufen von Kaligruben ließen diese Maßnahme unabdingbar notwendig erscheinen. Zur Flutung können unterschiedliche unbedenkliche Flüssigkeiten genutzt werden.
Quelle: www.sehnde.de