Allgemeines
Das cirka 150 Hektar große zusammenhängende Naturschutzgebiet „Tävsmoor/Haselauer Moor” liegt im Naturraum der Pinneberger Geest und besteht aus zwei Teilen. Der nördliche Teil, das Tävsmoor, liegt in der Gemeinde Appen und entwässert über die Appener Beek in die Pinnau. Der südliche Teil, das Haselauer Moor, gehört zur Gemeinde Heist und wird zum Happelbach entwässert. Insgesamt ist das Naturschutzgebiet zwei Kilometer lang, aber nur 500 Meter breit. Das Tävsmoor ist der Nacheiszeit in einem Tal mit sehr geringem Gefälle entstanden. Das von den höheren Flächen zufließende Wasser floss nur sehr langsam ab, so dass es zu Versumpfungen kam. Das heutige Moor besteht vor allem aus Niedermoor. Besonders wertvoll sind die Flächen, die sich im Übergangsstadium zwischen Niedermoor und Hochmoor befinden (Übergangsmoor).
Die verschiedenen Moortypen
Moore entstehen da, wo viel Wasser vorhanden ist und sich organisches Material ablagert. Das Überangebot an Wasser sorgt dann dafür, dass das organische Material bedingt durch einen Sauerstoffmangel nicht abgebaut werden kann und sich in der Folge Torf bildet. Das Wachstum schreitet jedoch nur sehr langsam voran. In ca. 1.000 Jahren wächst die Torfschicht im Hochmoor knapp ein Meter. Unsere hier bekannten Moore haben sich größtenteils nach der letzten Eiszeit gebildet und sind so erst ca. 12.000 Jahre alt. Doch nicht jedes Moor ist gleich. Man unterscheidet diese nach den drei Typen Niedermoor, Hochmoor und Übergangsmoor. Die Unterscheidung der Moortypen erfolgt nach ihrer Wasser- und Mineralstoffabhängigkeit.
Das Niedermoor bildet sich in feuchten Senken und Mulden oder aus verlandeten Seen und besitzt eine hohe Abhängigkeit zum nährstoffreichen Grund-, Quell- und Sicherwasser. Niedermoore charakterisieren sich durch einen hohen Wasserstand und dem damit verbundenen Sauerstoffmangel, welcher dafür sorgt, dass die abgestorbenen Pflanzen nur teilweise zersetzt werden. Die aus den abgebauten Pflanzenresten bestehende Torfschicht am Gewässergrund ist meist dünn und liegt direkt auf dem Mineralboden auf. Durch diese Gegebenheiten wächst das Niedermoor nur geringfügig in die Höhe und es besteht immer ein Kontakt und ein Austausch zum nährstoffreichen Grundwasser. Niedermoore sind eben und erheben sich kaum über den Grundwasserspiegel hinweg.
Das Hochmoor bildet sich in kühl-feuchten Gebieten mit viel Niederschlägen, da das Hochmoor anders als das Niedermoor sein Wasser fast ausschließlich über den Regen bezieht und so auch Regenwassermoor genannt wird. Hochmoore sind vereinfacht gesagt über den Grundwasserspiegel hinausgewachsene Niedermoore und besitzen keinen Kontakt mehr zum Grundwasser und zum Mineralboden. Man erkennt Hochmoore, wenn diese sich hügelartig über die Landschaft erheben.
Das Übergangsmoor liegt wieder Name es schon vermuten lässt, genau zwischen Nieder- und Hochmoor. Die Besonderheit ist hier, dass das Übergangsmoor sowohl einen Kontakt zum Grundwasser und Mineralboden besitzt als auch durch Regenwasser beeinflusst wird.
Tävsmoor / Haselauer Moor
Wie im Eingangstext schon beschrieben, entstand das Tävsmoor ist der Nacheiszeit in einem Tal mit sehr geringem Gefälle und daraus folgend mit einer starken Versumpfung und Torfbildung. Nachdem der Torfabbau eingestellt und mit der Renaturierung dieses Gebietes begonnen wurde, wurden anschließend auch Landschaftsflächen rund um das Naturschutzgebiet aufgekauft. Diese Grünflächen, die vorher unter intensiver Agrarbewirtschaftung standen, wurden nach dem Kauf wieder ihrer eigentlichen Funktion als Grünfläche zugeführt. Heutzutage findet man hier noch Überreste der damals künstlich angelegten Gräben, die das versumpfte und durchnässte Gebiet damals trockenlegen sollte, damit die Flächen landwirtschaftlich genutzt werden konnten. Auch heute noch führen diese Gräben Wasser und fördern eine geologische Besonderheit zu Tage, den Eisenocker aus dem Mineralboden.
Mineralboden und Eisen
Als Mineralboden wird ein Boden bezeichnet, der überwiegend (über 70%) aus mineralischen Bestandteilen wie Ton, Schluff, Sand und Mineralien besteht. Je nach Zusammensetzung wird der Boden dabei unterschiedlich kategorisiert, was hier nicht weiter thematisiert werden soll. Im Vergleich zum Moor weist ein Mineralboden keinen hohen Anteil (weniger als 30%) organischer Substanz auf.
Ein Bestandteil im Mineralboden ist Eisen. Eisen wurde vermutlich vor ca. 30 Mio. Jahren im Tertiär auf dem Grund des Meeres abgelagert. Durch eine physikalische Ausfällung des Eisens aus diesen Gesteinsschichten konnte Eisen so mithilfe von Grundwasser bis nahe an die Erdoberfläche in Bodenschichten transportiert werden. Doch was hat dies nun mit dem Tävsmoor zu tun? Geologisch betrachtet bietet das Tävsmoor als Niedermoor perfekte Voraussetzungen dafür, dass man das Eisen im Mineralboden in Form von Eisenocker an der Oberfläche entdecken kann. Bedingt durch einen gewissen Grundwasserstand ist das Eisen im Mineralboden teilweise durch das Wasser ausgewaschen und Bestandteil im Grundwasser. Durch seine Eigenschaften als Niedermoor, findet das eisenhaltige Grundwasser hier im Tävsmoor den Weg an die Oberfläche, da die geringe Torfschicht den Wasseraustausch ermöglicht.
Übergang von Grundwasser in ein Oberflächenwasser
Normalerweise tritt eisen(II)-haltiges Grundwasser eher selten natürlicherweise an die Oberfläche. Zu sehen ist es manchmal in Quellen, die durch das ausfallende Eisenoxid rostrot gefärbt sind. In den meisten Fällen sind es menschliche Aktivitäten, die dazu führen, dass das eisenhaltige Grundwasser an der Oberfläche austritt, so z.B. bei Grabenvertiefungen, bei denen grundwasserführende Schichten angeschnitten werden, was wir hier im Tävsmoor durch die angelegten Gräben vorfinden. Zusätzlich liegt das Tävsmoor in einer Senke und wird so direkt mit eisenhaltigem Grundwasser gespeist.
Bei Austritt des Grundwassers an die Erdoberfläche tritt eine sofortige Oxidation des gelösten Fe(II) zu Fe(III) ein. Letzteres fällt als hydratisiertes Eisenhydroxid (Eisenocker) deutlich sichtbar aus. Anders gesagt, die mikroskopisch kleinen Partikel oxidieren an der Oberfläche mit dem Sauerstoff und aus (Fe2O3) wird (Fe3O4). Wir kennen dies als Rost, wenn z.B. Nägel im Laufe der Zeit an der feuchten Luft anfangen zu rosten (oxidieren).
Eisenocker
Wenn sich beim Übergang vom eisenhaltigen Grundwasser in ein Oberflächenwasser das zweiwertige Eisen in ein dreiwertiges Eisen verwandelt, bildet sich sehr schnell ein leuchtender rostrotbrauner, gelartiger Eisenschlamm. Dieser Niederschlag wird auch Eisenocker genannt.
Alle Oberflächen im Gewässer, wie Boden, Pflanzen und Tiere werden mit diesem Eisenocker überzogen. Dabei hat der Eisenocker eine große spezifische Oberfläche, sodass diese Oxidationsreaktion sehr schnell abläuft. Zusätzlich wird der Vorgang der Oxidation durch Bakterien (Gallionella ferruginea) unterstützt. Genau dieser Prozess ist hier im Tävsmoor zu finden, indem sich eisenhaltiges Grundwasser in Eisenocker verwandelt und damit an der Oberfläche oxidiert. Das Eisen kommt in tieferen Moorschichten aufgrund von anoxischen Bedingungen und mit Hilfe von Eisen-reduzierenden Bakterien in gut wasserlöslicher Form als Fe(II) vor. Dieses eisenhaltige Wasser wird dann vom Moor in die Gräben abgegeben und wandelt sich bei Kontakt mit Sauerstoff in Fe(III) um.