BelWü und Hochschulnetze – die Zusammenarbeit
konsolidiert sich
Mit dem Aufbau des Landesforschungsnetzes BelWü und der
Planung und Realisation neuer, flächendeckender Netze inner-
halb der Universitäten ging natürlicherweise eine Vertiefung der
Zusammenarbeit der Rechenzentren im Land einher. Für
BelWü wurde 1986 mit einem Ministerratsbeschluss der Lan-
desregierung der Startschuss gegeben – hier hat sich Wolf-
gang Peters durch seinen nie nachlassenden Einsatz ein blei-
bendes Verdienst um alle Landesuniversitäten erworben. Auch
die Neuplanung der hochschulinternen Vernetzung, flächende-
ckend auf Basis von TCP/IP11 und nicht mehr an die proprietä-
ren Protokolle einzelner Hersteller gebunden, bot ein weiteres
Tätigkeitsfeld für den ALWR-BW. Mit solchen Überlegungen
wurde an allen Landesuniversitäten in der zweiten Hälfte der
achtziger Jahre begonnen; hier konnten durch die einsetzende
intensive Zusammenarbeit der Rechenzentren beträchtliche
Synergien frei gesetzt werden.
Für BelWü, das erste auf TCP/IP basierende, überregionale
Wissenschaftsnetz außerhalb der USA, wurden eine zentrale
Koordinations-Gruppe an der Universität Stuttgart eingerichtet
(die später auf Betreiben des ALWR-BW in eine Gruppe „Be-
trieb/Dienste“ und eine Gruppe „Entwicklung“ getrennt wurde)
und (in enger Abstimmung mit dem ALWR-BW) die BelWü-AG
ins Leben gerufen. Letztere bestand zunächst aus einem
BelWü-Beauftragten jeder Universität und wurde von einem
Mitglied des ALWR-BW geleitet. Der BelWü-AG oblagen die
Definition der Technik und Basisdienste des BelWü, die „Ver-
marktung“ des BelWü an den Universitäten und die Erarbeitung
von Vorschlägen für die Weiterentwicklung des BelWü. Nach
dem Anschluss der anderen (pädagogischen und Fach-)Hoch-
schulen des Landes wurde die BelWü-AG im Laufe der Zeit
durch Vertreter dieser Hochschularten ergänzt und das Lan-
desforschungsnetz in Landeshochschulnetz umgetauft.
Die ersten BelWü-Leitungen waren Ende 1987 voll im produkti-
ven Betrieb, 1989 waren alle Universitäten an das Netz ange-
schlossen. Damit war es zum ersten Mal möglich, von allen
Universitäten auf die Ressourcen aller Rechenzentren im
Lande ohne Netzproblematik zuzugreifen. Zuvor war dies meist
nur bilateral möglich – wie z.B. seit 1975 zwischen den Univer-
sitäten Heidelberg und Mannheim, die im Rahmen des Hoch-
schulrechenzentrums Heidelberg-Mannheim12 die volle gegen-
seitige Nutzung ihrer EDV-Anlagen vereinbart hatten, durch
eine 40,8 Kb/sec Standleitung verbunden waren und die Soft-
ware für den NJE13-Verbund der Mannheimer Siemens-Anla-
gen und der Heidelberger IBM-Anlagen entwickelten, finanziell
unterstützt durch die Fa. Siemens.
Ein im Kontext von BelWü stets wiederkehrendes Thema war
die Steuerung und Verrechnung der Rechner-, Netz- und auch
Beratungs-Leistungen, besonders derjenigen Leistungen, die
über das Netz landesweit angeboten wurden. Retrospektiv ist
es aus der (sehr persönlichen) Sicht des Verfassers ein Segen,
dass die generelle, mitunter nachdrücklich vom Rechnungshof
geforderte monetäre Abrechnung über Vollkosten nie einge-
führt wurde. Alle Universitäten hatten natürlich vor Ort Systeme
zur Steuerung der Nutzung der (chronisch zu kleinen) Univer-
salrechner eingeführt, welche die Abrechnung von Teilen der
Rechnerleistung (aber nie über volle Marktpreise), die Kontin-
gentierung der Rechnerleistung oder aber eine Mischung von
beidem vorsahen.
Die Frage des Verhältnisses zwischen BelWü und DFN war bis
in die jüngste Vergangenheit ein immer wieder kehrendes
Thema im ALWR-BW. Da das DFN zunächst über lange Jahre
auf die OSI14-Protokollwelt setzte, BelWü dagegen von Anfang
an auf die von TCP/IP, standen anfangs technisch geprägte
Diskussionen über das für und wider der beiden Protokollwel-
ten im Blickpunkt. Nachdem später auch DFN auf TCP/IP um-
geschwenkt war und alle Universitäten im Lande einen breit-
bandigen DFN-Anschluss hatten, wurde noch fast ein Jahr-
zehnt lang die Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit des „eige-
nen“ Landesforschungsnetzes BelWü und dessen eigenen
USA-Anschlusses erörtert.
Durch diese Diskussionen wurde zusammen mit den durch die
BelWü-AG in den ALWR-BW hineingetragenen Themen der
Blick der Rechenzentrumsleiter auf die gemeinsame Verant-
wortung hinsichtlich der EDV-Versorgung der Universitäten im
Land geschärft. Innerhalb von BelWü wurden Arbeitsgruppen
für Dial-Up-, Mail- und Directory-Services, Netzwerksicherheit,
Netzwerkmanagement u.a. eingerichtet. Vom ALWR-BW koor-
diniert wurden auch sog. BelWü-Projekte wie z.B. Videoconfe-
rencing, Telefonie über IP und landesweite Authentifizierung,
die von mehreren Rechenzentren gemeinsam in Angriff ge-
nommen und deren Ergebnisse allen zu Gute kamen.
Außerhalb von BelWü wurden neben der schon erwähnten PC-
Arbeitsgruppe, in der das Modell von Wartungs-/Reparatur-
Pools für dezentrale Arbeitsplatzrechner entwickelt wurde, wei-
tere themenspezifische Gruppen ins Leben gerufen. Ausfluss
der Arbeit in der Gruppe „Backup“ war die enge Zusammenar-
beit zwischen Karlsruhe und Heidelberg, was die gegenseitige
Sicherung kritischer Daten anbelangte, und zwischen Karls-
ruhe und Hohenheim bzw. Heidelberg und Mannheim, was die
volle Verlagerung des Backup-Dienstes von einer Universität
an eine andere anbelangte. Auch die Gruppe „Softwarebe-
schaffung“ erarbeitete Vorschläge, die seit mehr als einem
Jahrzehnt für die gemeinsame Beschaffung von sog. Campus-
und Landeslizenzen allen Universitäten hervorragende Dienste
leisteten. Diese Aktivitäten wurden auch durch die ASK15 unter-
stützt, deren Ziel es war, die Beschaffung von Software im
deutschen Wissenschaftsbereich für Endnutzer und Rechen-
zentren einfacher und kostengünstiger zu gestalten.
Das Thema des optimalen Vorgehens bei einer Ablösung der
bisherigen Universalrechner durch UNIX-basierte Systeme,
das nicht zuletzt durch ein eindeutiges Votum der Kommission
für Rechenanlagen der DFG bundesweit in den Fokus der Re-
chenzentren gerückt worden war, wurde nach einem einführen-
den Workshop einer gemeinsamen Arbeitsgruppe übertragen.
Auch der Einsatz von Parallelrechnern in den Rechenzentren
wurde ein wichtiges Thema, das auf einer gemeinsamen Reise
in die USA mit Besuchen bei den relevanten Herstellern und
den Universitäten, die solche Rechner bereits installiert haben,
vertieft wurde. Als erste Anlagen dieses Typs wurden Parallel-
rechner in Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim und Ulm installiert,
die allen Landesuniversitäten zum Test offenstanden.
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