Südlich von Greifswald streckt sich über eine Gesamtlänge von etwa 12 Kilometern eine Kette von länglichen Hügeln in der Landschaft: der Os Sassen - Dersekow - Dargelin. Beim Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern ist er als Geotop unter der Nummer G2 293 erfasst.

Oszug im Waldgebiet bei Dersekow im September 2023 (eigenes Foto)
Der Os verläuft (mit einigen Unterbrechungen) parallel zum Schwinge-Tal. Für diesen Earthcache solltest du etwas mehr Zeit einplanen, denn du besuchst zwei Bereiche:
- die mittig gelegenen Oszüge im Waldgebiet zwischen Dersekow und Sestelin (gelistet als Flächennaturdenkmal Oszug mit Alt-Buche bei Dersekow)
- den östlichen Osarm nördlich von Neu Dargelin (in unmittelbarer Nähe zum Großen Findling von Neu Dargelin)

Oberflächenkarte mit Verlauf vom Os (grün/lila markiert) und als Geotope eingestufte, große Findlinge (rot markiert) - Grafik: Kartenportal vom LUNG MV
Bei diesem Earthcache kannst du etwas dazulernen über:
- Oberflächenformen in der Grundmoränenlandschaft
- Entstehung und Zusammensetzung von einem Os
- Verwitterung von Gestein
Wann waren die Eiszeiten?
Vor 1 Million Jahren begann die von Skandinavien ausgehende Vereisung großer Teilen des nördlichen Europas. Riesige Gletschermassen transportierten gewaltige Mengen an Felsen, Geröll, Sand und Tonen. Das Inlandeis aus Skandinavien dehnte sich in mehreren Vorstößen aus. Die drei Eisvorstöße innerhalb des nordostdeutschen Tieflandes sind nach den Flüssen begannt, an die das Eis heranreichte:
- Elster-Kaltzeit (400.000 bis 320.000 v. Chr.)
- Saale-Kaltzeit (300.000 bis 130.000 v. Chr.)
- Weichsel-Kaltzeit (115.000 bis 10.000 v. Chr.)
Jedes Glazial besteht aus mehreren Stadialen (Kältephasen mit Eisvorstoß) und Interstadialen (Wärmephasen). Benannt sind die Kältephasen nach den Typusregionen, deren Landschaften geologisch maßgeblich davon geprägt wurden: In den Weichsel-Kaltzeit heißen diese beispielsweise Brandenburg-Phase (24.000 - 22.000 v. Chr.), Pommern-Phase (18.000 bis 15.000 v. Chr.) oder Mecklenburg-Phase (15.000 bis 13.000 v. Chr.).

Grafik: Weichsel-/Würm-Kaltzeit im Vergleich zur Saale/Riß-Kaltzeit (Quelle: Juschki / Wikmedia Commons / CC BY-SA 4.0)
Wie haben die Eiszeiten die Landschaften geprägt?
Die Landschaft in Norddeutschland wurde entscheidend durch diese Phasen geprägt: Mecklenburg-Vorpommern besteht zu 90 Prozent aus einer Jungmoränenlandschaft. Jungmoränen werden der Weichsel-Kaltzeit als jüngerem Glazial zugeordnet und unterscheiden sich von den Altmoränen, die durch die Gletscher der vorherigen Saale-Kaltzeit entstanden sind. Das wichtigste Gliederungselement dieser Landschaftsformen sind die Eisrandlagen: Endmoränen.
Eine Gruppe von Endmoränen wird Staffel genannt. Anhand ihres Verlaufs ist die Grenze des Eisvorstoßes erkennbar. Die einzelnen Staffeln während der Weichsel-Kaltzeit lassen sich deutlich unterscheiden. Weitere Höhenrücken mit Endmoränencharakter werden Zwischenstaffeln genannt. Südlich von Greifswald verläuft die Franzburger Zwischenstaffel.
Die Reihenfolge der durch die Gletscherbewegungen und -abschmelzungen entstandenen Landschaftsformen wird als glaziale Serie bezeichnet. Typischerweise besteht eine glaziale Serie aus:
Grundmoräne - Endmoräne - Sander - Urstromtal

Geologisches Profil zur Entstehung glazialer Moränenlandschaftsformen (Grafik: Hans Hillewaert / Wikimedia / CC BY-SA 2.5)
Typisch für Grundmoränen sind die Sedimente, die durch den Gletscher abgelagert wurden und die flachwellige Oberfläche mit wenig Höhenunterschieden. Besondere Landschaftselemente und Oberflächenformen, die oft in Grundmoränenlandschaften auftreten und durch Schmelzwassersedimente entstanden sind, sind unter anderem:
- Drumlins - längliche Hügel von tropfenförmigem Grundriss, deren Längsachse in der Eisbewegungsrichtung eines Gletschers liegt
- glaziale Rinnen - langgestreckte Tunneltäler, die unter dem Gletschereis entstanden sind
- Kames - steilhängige Hügel aus aufgeschütteten Lockermaterial mit eher unregelmäßigen oder rundlichen Grundrissen
- Oser - wallähnliche, schmale, oft geschwungene Erhebungen aus Sand und Kies (auch bekannt als Ås, Äsar, Esker oder Wallberg)
Wie entstehen Oser und wie sind sie zusammengesetzt?
Oser sind glazifluvial bzw. fluvioglazial entstanden. Das bedeutet: Sie wurden durch Eis- und Schmelzwasserbewegungen geformt. Sie bildeten sich nach dem Ende eines Eisvorstoßes, wenn das Gletschereis hinter der Endmoräne niedertaute. Die Schmelzwasser fließen oft parallel zur Eisbewegungsrichtung, daher verlaufen zahlreiche Oser (auch in Norddeutschland) von Nord nach Süd.
Oser werden als positive Reliefformen in der Grundmoränenlandschaft bezeichnet, da es sich um Aufschüttungen von Sedimenten handelt. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei Rinnen oder Tälern, bei denen der Untergrund durch Schmelzwasser ausgespült wurde, um sogenannte negative Formen. Diese Rinnen sind auch für Oszüge typisch: Die Osgräben grenzen links oder rechts von den Hängen an. Am doppelten Oszug im Dersekower Wald sind sie gut zu erkennen. Ebenso zeugt der parallele Verlauf der Schwinge von den Gletscherbewegungen: Das subglaziale Tal ist in Folge der abschmelzenden Eiswasser entstanden.
Es werden drei unterschiedliche Entstehungsformen genannt, die erklären, wie die Schmelzwasserflüsse die Sedimente ansammelten:
- Subglazial: Der Os bildet sich in einem Tunnel an der Unterseite des Gletschers.
- Supraglazial: Der Os bildet sich in einer Spalte auf dem Gletscher.
- Englazial: Der Os bildet sich im Gletscher und sinkt beim Abschmelzen nach unten.
Die Entstehungsformen schließen sich nicht aus, sondern können kombiniert miteinander vorliegen. Je nach Entstehungsform kann das Relief unterschiedlich erscheinen: So sind subglazial gebildete Oser an den Hängen eher breiter und oben schmaler. Supraglazial gebildete Oser sind oben eben und breit, die Hänge etwas abfallender.
Kennzeichnend für Oser ist ihre Sedimentzusammensetzung aus Sand-, Kies- und Blockmaterial. Bevor sie als Geotope dem Schutz unterstanden, wurden sie oft für Kiesabbau genutzt. Dies hat den Oser-Bestand stark verringert und gefährdet. Am Relief von manchen Oszügen ist dieser Abbau noch deutlich zu erkennen.
Mecklenburg-Vorpommern verfügt über einen in Deutschland einmalig vielfältigen Bestand an Osern, die als Geotope gesetzlich geschützt sind. Sie treten als bahndammähnliche Hügelketten von geringer Breite (30 bis ca. 150 m) und beträchtlicher Länge (in Ausnahmefällen bis 30 km) in Grundmoränenlandschaften auf.
Wo häufen sich Geschiebe und welche Spuren sind an ihnen zu sehen?
Ebenso typisch für Grundmoränenlandschaften ist das Vorkommen von Geschiebe (bzw. Gesteinsblöcken) unterschiedlicher Größe - die größten von ihnen sind die Findlinge. Die Gesamtheit der oft unsortierten Ablagerungen (Sedimente), die durch das Eis transportiert und abgesetzt wurden, wird als Geschiebemergel bezeichnet. Zum Großteil besteht dieser aus Feinmaterial, also Sand, Kies, Ton und Schluff.
Die meist rundliche Form und glatte Oberfläche der Geschiebe sind Spuren der Gletscherbewegungen: Beim Transport durch die Eismassen wurden sie bewegt und am Untergrund oder an kleinteiligen Sedimenten abgeschliffen. An manchen Gesteinsblöcken sind außerdem parallel verlaufende Gletscherschrammen oder Riefen an der Oberfläche zu sehen, anhand derer sich die damalige Bewegungen der Eismassen nachvollziehen lassen. Je glatter die Oberfläche, desto feiner waren die Sedimente, die den Schliff verursacht haben.
Beim Besuch vom Os werden dir an mehreren Stellen Geschiebe begegnen. Im Vergleich zur Umgebung kommen sie hier deutlich öfter vor. Diese Häufung steht im engen Zusammenhang mit der Entstehung von einem Os als Resultat der zeitlich verlagerten Absetzung von Sedimenten unterschiedlicher Größe.
Ein eindrucksvolles Exemplar dieser Gesteinsblöcke ist der Große Findling von Neu Dargelin mit einem Volumen von 29 Kubikmeter. Er besteht aus Svaneke-Granit. Dieses ist sehr grobkörnig und damit besonders anfällig für Verwitterung.
Verwitterung ist ein Bestandteil des Gesteinskreislaufs und bezeichnet die Zerteilung oder Zersetzung von Gestein infolge dessen Position an oder nahe der Erdoberfläche. Je nach Art der Verwitterung bleiben die gesteinsbildenden Minerale erhalten (physikalische Verwitterung) oder werden aufgelöst oder umgewandelt (chemische Verwitterung). Verwitterung ist zu unterscheiden von der Erosion: Bei der Verwitterung werden Gesteine und Minerale durch exogene Kräfte zersetzt, umgewandelt oder zerteilt - bei der Erosion werden verwitterte Bestandteile durch die Bewegung von Wind, Wasser, Eis oder Schwerkraft abgetragen und transportiert.
Zu den unterschiedlichen Formen von Verwitterung gehören unter anderem:
- Temperaturverwitterung
- Rostverwitterung
- Druckentlastungsverwitterung
- Frostverwitterung
- Wollsackverwitterung
Aufgaben für diesen Earthcache
Um diesen Earthcache zu loggen, musst du die glazial geprägte Landschaft an vier Standorten erkunden und folgende Fragen beantworten:
Station 1: Informationstafel
N 54° 02.082 E 13° 18.220
a.) In was hat sich der Oszug während der Eiszeit gebildet?
b.) Warum ist die Oberflächengestaltung gut erhalten?
c.) Was verrät dir der räumliche Verlauf und das Schwinge-Tal über die Eisbewegungsrichtung der Gletscher?
d.) Schätzfrage: Wie hoch und breit (in Metern) ist der Oszug an dieser Stelle?
Station 2: Geschiebe
N 54° 01.998 E 13° 18.470
e.) An dieser Stelle liegen drei größere Gesteinsblöcke. Schau dir den mittig gelegenen an. Wie ist seine Oberfläche beschaffen? Handelt es sich um seine ursprüngliche Position oder wurde er nachträglich bewegt? Begründe deine Antwort.
f.) Gekennzeichnet ist dieser Oszug durch auffällig viele Geschiebe an mehreren Stellen. Beschreibe, wo diese Geschiebe liegen: Eher am Hang, eher oben oder eher im Tal?
Station 3: Nordhang
N 54° 01.798 E 13° 19.491
g.) Sieh dir den nördlichen Hang genauer an. Was kannst du hier beobachten? Ist dies auf natürliche Weise oder durch menschliches Handeln entstanden? Begründe deine Antwort.
Station 4: Großer Findling
N 54° 01.215 E 13° 23.015
h.) Wirf einen Blick in die Landschaft südlich, östlich und westlich vom Findling. Wie ist der Oszug in diesem Bereich beschaffen? Was unterscheidet ihn vom Oszug an Station 1-3?
i.) Wie ist die Oberfläche des Findlings beschaffen und wie lässt sich seine Position am Os beschreiben?
j.) Welche Verwitterungsform wird auf dem Schild beschrieben und ist sehr offensichtlich zu erkennen?
Bitte sende mir deine Antworten als Nachricht zu. Du kannst sofort loggen und musst nicht auf eine Logfreigabe warten. Sollte etwas nicht stimmen, melde ich mich.
Kein Muss, aber optional: Gerne kannst du ein Foto von dir (oder deinem GPS, einem Gegenstand mit deinem Profilnamen o.ä.) am Os hochladen. Bitte KEIN Foto von einer Informationstafel oder einer der vier Stationen!
Quellen:
- Informationstafeln vor Ort
- Landesamt für Natur, Umweltschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern
- https://www.umweltkarten.mv-regierung.de/
- https://www.spektrum.de/lexikon/geographie/
- https://skan-kristallin.de/
- https://strand-und-steine.de/
- NaturFreunde Ortsgruppe Greifswald