Ein gut getarnter Tradi in einem schönen Park.
Das Geheimnis des Parks ist in seiner Entstehungsgeschichte begründet. Der ursprüngliche Charakter aus der Zeit seiner Entstehung ist immer noch ein wenig erhalten: Es gibt ein Wegesystem mit vielen Verzweigungen, höher und tiefer gelegene Bereiche, große Wiesen, ein Rondel, Rabatten, ganz unterschiedliche Baumarten u.v.m. Die Treppen und kleinen Mauern mindestens im westlichen Teil des Parks sind noch original erhalten geblieben und nur an der einen oder anderen Stelle etwas ausgebessert.
Zunächst ein paar Fakten: Der Park ist ca. 2 Hektar groß und liegt mitten im Rheinischen Viertel (Straßennahmen nach Orten im Rheinland benannt). Einmal komplett hindurch führt die Rheingoldstraße (man hätte ihn also auch getrost Rheingoldpark nennen können). Geplant war ursprünglich aber auch noch eine weitere Straße - die Braubacher Straße die in Ost-West-Richtung durch den Park zwischen Waldowallee und Königswinterstraße führen sollte. Es gibt auch Kartenmateriel, welches die Straße bereits eingezeichnet allerdings nur bis zur Mitte des Parks reichend (und somit nur zwischen Königswintertraße und Rheingoldstraße) zeigt. Braubach liegt ebenfalls in Rheinland-Pflaz - der Name würde also perfekt in diese Gegend passen (Stichpunkt: Rheinisches Viertel).
Wie bereits erwähnt ist der Park auch heute noch geprägt von großen Wiesen und besonderen Gehölzen:
- Kastanie
- Linde
- Weide
- Zierkirsche
- Felsenbirne
- Blutpflaume
- Eschenahorn
- Japanischer Fächerahorn
Dadurch ist jede Jahreszeit interessant anzusehen.
Ursprünglich war dies hier Gemeindeland und reserviert für den Schulbau.
- Ab 1920: Zunächst als Schulgärten für die Schulen in der Gundelfinger Straße und Ehrlichstraße genutzt.
- Nach 1933 wurde das Gelände an die SA und den BDM verpachtet.
- Ende 1943: Erlass dass alle Grünflächen zur Nahrungsgütererzeugung genutzt werden sollen, so wurde hier Gemüse angebaut.
Der Park selbst entstand erst nach Kriegsende (2. Weltkrieg) auf Geheiß der SMAD in Form des Sommertheaters Königswinterstraße. Ein Park für Kultur und Erholung nach sowjetischen Vorbild. So gut wie zu allen Anlässen gab es hier Feste mit Spiel und Tanz. Der Park lag bis 1963 im Sperrgebiet, und diente ausschließlich der sowjetischen Bevölkerung zur Erholung und kulturellen Betätigung. Er erhielt den Namen: Letni Park (zu deutsch = Sommerpark), hatte eine Freilichtbühne und eine Tanzfläche, einen runden Springbrunnen und einer Holzpergola davor. Es wurde ohnehin viel Holz verbaut: Holzelemente eingebracht, Holzbühne (Freilichtbühne mit ca. 600 Sitzplätzen) in der Mitte des Parks, Holzbaracken als Verkaufsstände (Imbiss, Getränke). Ein damalige und noch uneingezäunte Riesenspielplatz war noch größer und reichte bis an die Grundstücke an der Waldowallee im Osten und der Andernacher Straße im Süden heran.
- 1963 wurde das Sperrgebiet stark verkleinert, der Park gehörte nun der DDR, war nun für alle Karlshorster zugänglich und bekam den offiziellen Namen: "Kulturpark Karlshorst". Mindestens kurzzeitig hieß der Park wohl auch einmal "Park der Deutsch-sowjetischen Freundschaft".
- 1967: Abriss der alten baufällgen Bühne, ein neues Erholungszentrum entsteht mit neuer verkleinerter Bühne, Bau eines zweiten Springbrunnens, Reparatur des alten Springbrunnens und all den anderen Dingen, die es schon gab. Kulturele Angebote waren z.B. FDJ-Blasorchester, Gesang, Akrobatik, Tanz u.v.m.
- 1974: 25 Jahre DDR: Der Park bekommt einen neu angelegten Rosensichtungsgarten.
Das folgende Foto stammt übrigens auch aus dem Jahr 1974 und zeigt den Brunnen am Eingang des Parks.

Es wird ein Freizeit-Spiel-Sport-Zentrum eingerichtet mit Minigolf, Kegeln, Boccia etc., es gibt neue Sitzgelegenheiten z.b. steinerne Tische und Hocker, Hochbeete werden angelegt (welche auch heute noch erhalten sind - die geplanten Bäume sind mittlerweile groß geworden).
Die Rheinsteinstraße wurde Anfang 1976 in Fritz-Schmenkel-Straße umbenannt, und so erfolgt auch die Umbenennung des dazugehörigen Parks in Fritz-Schmenkel-Park. In der Bevölkerung wurde der Park seit seiner Entstehung dennoch schlicht nur "Letti" oder "Russenpark" genannt.
- Nach der Wende: Anfang 1992: Rückbenennung in Rheinsteinpark, da auch die Fritz-Schmenkel-Straße nun wieder Rheinsteinstraße heißt
- Die letzte große Feier vom 19.5. - 21.5.1995 anlässlich 110 Jahre Karlshorst. Es gab eine Bühne 1 und 2 mit jeder Menge Musik u.ä.
Ab dann keine Nutzung mehr, Vandalismus, Abriss der Holzbauten, Brunnen wird zugeschüttet (die Rundmauer - also die Einfassung Springbrunnens - blieb jedoch erhalten, auch die Rohre müssten noch in der Erde liegen). Wahrscheinlich war Brunnen im Unterhalt zu teuer, so hat Karlshorst nun keinen Brunnen mehr (früher gab es auch einen Brunnen im Seepark und einen in der Waldsiedlung, welcher von einem LKW umgefahren wurde).
- 2004: Entstehung des Kleinkinderspielplatz als Ausgleich für den Bau des Kaiser-Supermarkts, Befragung der Kinder der Kita „Tapferes Schneiderlein“ wurde das Ritterparadies für die ganz Kleinen geschaffen (extra abgezäunt).
Im Park ist eine laufende, nackte Frau mit erhobenen angewinkelten Armen zu sehen. Es handelt sich um eine allansichtige Voll- und Freiplastik aus Bronze auf einem Klinkersockel. Jürgen Pansow erschuf die Skulptur „Große Laufende“ im Jahr 1989. Sie ersetzte die Skulptur „Kniende“ Anfang der 1990er Jahre, als diese aus Restaurationsgründen aus dem Rheinsteinpark Karlshorst entfernt wurde. Nach der Restauration wurde die „Kniende“ auf der Grünfläche zwischen Ingelheimer Straße und Ehrenfelstraße wiederaufgestellt, die „Große Laufende“ verblieb hier im Rheinsteinpark. Karlshorster Anwohner berichteten, dass der „Laufenden“ oft schon Kleidungsstücke angezogen wurden: Schal, Mütze usw. 2005 soll sie sogar einmal in ein Abendkleid gehüllt gewesen sein.
- 2016-17: Verschönerungen werden vorgenommen insbesondere am Eingang von der Königswinterstraße (am ehemaligen Brunnen) werden neue Platten verlegt und die Treppe saniert (die Steine der Treppenstufen sind aber noch Originale), Wege in Ordnung gebracht, Fitnessgeräte, Bioklo etc. Letzteres wohl zu teuer in der Pflege, daher schon wieder abgebaut.
- 2020: Aufstellung der Stele für Ruth Baumgarte! Sie lebte von 1935-1945 in Karlshorst (Rheingoldstr. 32) und begann erste Werke zu schaffen, Einige ihrer Werke die in dieser Zeit in Karlshorst entstanden sind, sind auf der Stele abgebildet (z.B. Zigeuner im Regen). Die Stele wurde ein Stück entfernt von der Haustür aufgestellt, da der Eigentümer des Hauses die Tafel/Gedenkstele nicht direkt am oder vor dem Haus wollte. Gut so, am jetzigen Aufstellungsort kommt sie viel besser zur Geltung! 2017 gab es eine Ausstellung zu Ruth Baumgarten und ihrer Karlshorster Zeit im Kulturhaus Karlshorst.
Soweit die Eckdaten und Trivia zum Rheinsteinpark. Ich hoffe es war das ein oder andere Neue für euch dabei! :-)