Sie suchten ne Dose ...
Sie suchten ne Dose ... und fanden die Liebe.
Noah ist 49 Jahre alt. Er kommt urspünglich aus Flensburg und ist vor 14 Monaten aus beruflichen Gründen in diese Gegend gezogen. Weil Noah viel arbeitet, hatte er bisher kaum Möglichkeiten, in seiner neuen Heimat Freunde zu finden.
Es war ein sonniger Herbsttag, als Noah sich entschied, Geocaching auszuprobieren. Er hatte immer eine Vorliebe für Outdoor-Aktivitäten und Abenteuer gehabt, und Geocaching schien die perfekte Gelegenheit zu sein, um die Natur zu genießen und gleichzeitig nach versteckten Schätzen zu suchen.
In einem nahegelegenen Waldgebiet, etwa fünf Kilometer entfernt, begab sich Noah auf seine Mission. Er hatte sein Smartphone in der Hand und verfolgte die Koordinaten, die ihn zu einem versteckten Cache führen sollten. Die Suche führte ihn tief in den Wald, vorbei an zwei Hütten, vielen hohen Bäumen und plätschernden Bächen.
Der Cache sollte laut Beschreibung an einem Baum in etwa fünf Metern Höhe hängen. Wie Noah an den Cache heran kommen sollte, war ihm noch nicht ganz klar. Er hoffte, ihn erklettern zu können.
Währenddessen hatte auch Emilia die Idee, sich an diesem sonnigen Tag auf eine kleine Geocaching-Tour zu begeben. Emilia cacht schon seit acht Jahren.
Sie ist eine leidenschaftliche Geocacherin und hat schon viele Caches gefunden. Sie mag Angel-Caches und Powertrails. Ihr längster Trail war bisher eine Tradi-Runde mit 51 Dosen inklusive Bonus.
Diesmal führten sie die Koordinaten ebenfalls in den Wald. Emilia war schon vier Mal hier gewesen, doch jedesmal hatte sie einen DNF loggen müssen, weil sie den Petling in den dichten Baumkronen nicht entdecken konnte. Jetzt im Herbst wollte sie ihr Glück erneut versuchen.
Noah und Emilia näherten sich dem Cache von verschiedenen Richtungen und bemerkten nicht, dass sie sich aufeinander zubewegten. Als Emilia's GPS nur noch fünf Meter Entfernung anzeigte, wandte sie ihren Blick nach oben in die Bäume und hielt Ausschau nach dem Cache. Diesmal sollte es ihr gelingen, endlich einen Fund zu loggen, immerhin hatte sie extra ihre acht Meter lange Angel mitgenommen.
Auch Noah vermutete bereits schon bald im Zielgebiet angekommen zu sein, als er plötzlich Emilia von hinten sah. Er war so sehr überrascht darüber jemand anderen hier im Wald anzutreffen, dass er ruckartig einen Schritt zur Seite machte, woraufhin er laut hörbar auf einen am Boden liegenden Ast trat. Emilia zuckte zusammen, drehte sich schlagartig um, und dann kam plötzlich dieser eine magische Moment, an dem sich beide zum ersten Mal sahen und beide genau das selbe dachten - "Was für ein Arsch"
Nachdem sie sich einander vorgestellt hatten, gelang es ihnen gemeinsam den Cache zu erspähen und zu erangeln, woraufhin sich Noah mehrfach bei Emilia bedankte. Immerhin hatte Noah keine Angel dabei und hätte ohne Emilia zufällig begegnet zu sein, unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen müssen. Während des Loggens kamen sie ins Gespräch. Sie stellten fest, dass sie viele gemeinsame Interessen und Leidenschaften teilten, nicht nur Geocaching, sondern auch die Liebe zur Natur, das Reisen und das Lesen. Nach diesem unerwarteten Treffen entschieden sich Emilia und Noah, ihre Geocaching-Abenteuer zukünftig gemeinsam zu bestreiten. Mit der Zeit wurden aus ihren gemeinsamen Schatzsuchen gemeinsame Erinnerungen, und aus den gemeinsamen Erinnerungen wurde Liebe. Sie fanden mehr als nur eine Plastikdose im Wald – sie fanden einander.
Bei schlechtem GPS-Empfang am Final bitte den SPOILER benutzen.