Allgemeines
Das Klausbachtal erstreckt sich westlich des Nationalparks Berchtesgaden über eine Strecke von etwa 7 Kilometern, beginnend beim Hintersee und endend am Hirschbichlpass, der die Grenze zum österreichischen Pinzgau markiert. Der Name "Klausbach" leitet sich von der sogenannten "Klause" am Hirschbichl ab: Im 19. Jahrhundert wurde hier Wasser für die Holztrift gesammelt, indem es hinter einem Wehr gestaut wurde und der Klausbach in ein künstliches Flussbett geleitet wurde. Nachdem die Schleuse geöffnet wurde, wurden die Wassermassen verwendet, um das geschlagene Holz talwärts zu transportieren.
Ausgehend vom Parkplatz Hintersee erreicht man nach ca. 3,5km eine 2010 erbaute Hängebrücke. Unter dieser 55m langen und 11 hohen Hängebrücke findet ihr eine geologische Besonderheit. An dieser Stelle zeigt sich eine tektonische Grenze zwischen zwei Gesteinsschichten, die das Thema dieses EarthCaches darstellen.
Tektonische Grenze
Eine tektonische Grenze ist eine geologische Grenze, an der die Lithosphärenplatten der Erde aufeinandertreffen, auseinanderdriften oder seitlich aneinander vorbeigleiten. Diese Grenzen sind Orte erhöhter seismischer Aktivität und vulkanischer Aktivität und spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Erdkruste und der Veränderung des Erdinneren. Es gibt drei Haupttypen von tektonischen Grenzen:
1) Konvergente Grenzen: An konvergenten Grenzen bewegen sich zwei Lithosphärenplatten aufeinander zu. Dies führt oft dazu, dass eine der Platten unter die andere subduziert wird, was zu Gebirgsbildungen, Erdbeben und Vulkanen führen kann. Ein Beispiel für eine konvergente Grenze ist die subduzierende Nazca-Platte unter die Südamerikanische Platte an der Westküste Südamerikas.
2) Divergente Grenzen: An divergenten Grenzen entfernen sich zwei Lithosphärenplatten voneinander. Dies führt zur Bildung von Ozeanböden, da Magma aus dem Erdmantel aufsteigt und neue Kruste bildet. Ein bekanntes Beispiel ist der mittelozeanische Rücken im Atlantischen Ozean.
3) Transformstörungen: An Transformstörungen gleiten zwei Lithosphärenplatten seitlich aneinander vorbei. Dies kann zu seismischer Aktivität führen, aber keine Gebirgsbildung oder Subduktion verursachen. Ein berühmtes Beispiel ist der San-Andreas-Verwerfung in Kalifornien.
Diese tektonischen Grenzen sind entscheidend für das Verständnis von Phänomenen wie Plattentektonik, Erdbeben, Vulkanismus und Gebirgsbildung. Sie spielen auch eine wichtige Rolle bei der geologischen Geschichte und der Verteilung von Kontinenten und Ozeanen auf der Erde.
Tektonische Grenze im Klausbachtal
Unterhalb der Hängebrücke im Klausbachtal verläuft der Klausbach entlang einer geologischen Grenze, die die dickbankigen und gut strukturierten Sequenzen des Dachsteinkalks von den dünnbankigen Kalkmergeln der Schrammbach-Formation trennt. Die Schrambach-Formation, auch bekannt als Schrambachschichten, ist eine lithostratigraphische Formation, die in den Nördlichen Kalkalpen in der Kreidezeit und im Oberen Jura vorkommt. Die Typlokalität dieser Formation befindet sich im Schrambachgraben, der etwa vier Kilometer südsüdöstlich von Hallein (Österreich) liegt. Ähnlich wie die Oberalm-Formation, ist auch die Schrambach-Formation für ihre auffälligen Aptychenschichten (Fossilien) bekannt.
Dieser unmittelbare Kontakt dieser beiden Schichten kann nur aufgrund tektonischer Prozesse erklärbar sein, denn bis zur Hängebrücke charakterisiert sich das Klausbachtal durch einen gleichmäßigen flachen Anstieg. Direkt unter der Hängebrücke zeigt sich plötzlich eine bugartige Dachsteinkalk-Wand, die wie eine Störung wirkt. Zwischen dem hier steil nach Nordwesten einfallenden Dachsteinkalk und den mäßig steil nach Nord-Nordwesten einfallenden Schrammbachschichten liegen etwa 80 Millionen Jahre geologische Ablagerungsgeschichte.