#5 Bachpferd

Bäckapferd – Wasserpferd – Nöck in Pferdegestalt

Das Bachpferd ist ein bösartiges Raubtier, das an Bächen, Flüssen und Seen lauert, wo es versucht, passierende Pferde mitsamt Reitern ins Wasser zu ziehen und zu ertränken. Es zeigt sich als stattlicher, meist strahlend weißer Hengst, kann aber auch grau gescheckt, schwarz oder blau schimmernd sein. Sein Maul steckt voller messerscharfer Reißzähne. Es verhält sich in vielerlei Hinsicht wie der Nöck, weshalb einige Menschen im Bachpferd einen verkleideten Nöck sehen.

Meistens tritt es ruhig und freundlich auf und tut so, als wäre es ein gewöhnliches Pferd, das zufällig am Flussufer herumstreunt, Dabei versucht es besonders gerne, Kinder dazu zu bringen, auf seinen Rücken zu steigen. Je mehr Kinder aufsitzen, desto länger wird der Rücken, sodass alle Platz haben, egal wie viele es werden. Dann prescht das Bachpferd in vollem Galopp aufs Wasser zu. Wenn eines der Kinder laut ausruft: „Kruzifix, ist da schnell!“, kommen sie noch einmal mit dem Schrecken davon. Denn sobald das christliche Wort Kreuz oder auch Kruzifix – das Wort für die Darstellung von Jesus am Kreuz – ausgesprochen wird, ist die Macht des Bachpferdes gebrochen. Es wirft die Kinder ab und verschwindet.

Einige Bachpferde sind aber eher hinterlistig als mörderisch veranlagt und begnügen sich damit, den Menschen Streiche zu spielen, statt sie zu töten. Kaum sitzt man im Sattel, jagen sie in irre schnellem Wahnsinnsritt über Stock und Stein, bis dem überrumpelten Reiter schwarz vor Augen wird. Und ehe er sich’s versieht, wird er viele Dörfer weiter abgeworfen, nicht wissend, wie er wieder nach Hause kommen soll. Das Bachpferd prescht unterdessen schadenfroh wiehernd davon.