Die "Grahler Fähre" ist eine alte Fähre - aber nicht DIE "Alte Fähre". Beide Fährorte liegen fast spiegelbildlich zur Rügenbrücke am Ufer der Insel und beförderten Menschen und Waren aufs Festland oder von dort nach Rügen. Fast 350 Jahre nach der "olden Fähre" wurde die "Grahler Fähre" erstmals 1587 urkundlich erwähnt. Um Konkurrenz zu vermeiden, war es von der "Grahler Fähre" nur erlaubt zu segeln, demgegenüber in Altefähr nur gerudert werden durfte und während sich in Altefähr ein Dorf um den Fähranleger entwickelte, bestand Grahlerfähre immer nur aus einem einzelnen Fährgehöft.
Seit dem 19. Jahrhundert befand sich das Gut im Besitz der St.-Marien-Gemeinde in Stralsund. Voraussetzungen, dieses Grundstück pachten zu können, waren natürlich Kenntnisse und Fähigkeiten in der Schiff- und Wasserfahrt. Außerdem musste der Steuermann eine Ehefrau mit gutem Geschick in der Hauswirtschaft vorweisen, da zum Fährgeschäft auch eine Gastwirtschaft gehörte.
Eine Fährverbindung gibt es hier nicht mehr, aber das Gasthaus ist immer noch als Familienbetrieb geöffnet. Noch heute beweist die Frau des Hauses ihr "hauswirtschaftliches Geschick", indem Gäste mit frischem Fisch, hausgemachten Köstlichkeiten oder selbstgebackenem Kuchen verwöhnt werden.
Alltag im Familienbetrieb, der sich vor fast 200 Jahren etwa so abgespielt hat:
Dies konnte er heute nicht mehr vernünftig erledigen… Fährmann Schilling kratzte sich durch das strubbelige Haar. Gestern hatten er und seine Frau die Einnahmen des letzten Monats - der ein guter Monat war - gezählt und sodann schon früh am Abend ein wenig gefeiert, da bei dem regnerischen Wetter die zwei Bauern, die die Fähre gestern benutzten, nicht auch noch im Gasthof verweilten, sondern zusahen, dass sie ihr Vieh in die Ställe des nahen Grahlhof brachten und sich selber zu ihren Familien und wohl erschöpft vom Tagwerk ins Bett. Der Abend war lang geworden und in solchen Nächten war Schilling oft schon sein bester Kunde im Schankraum und als er morgens in sein Bett kletterte, stieg bereits das erste Licht der aufgehenden Sonne über den Horizont und die Vögel trällerten ihr Lied. Nur zwei Stunden später nun stand er hier am Anleger und ihn schmerzte das Licht und die Pfiffe einer Amsel in einer nahen Linde. Für Sekunden schloss er die Augen….
Gerade war der Pastor mit seiner Familie auf den Kahn gestiegen, der seit 1665 die Fähre unentgeltlich benutzen durfte. Hochnäsig hatte er vor neun Tagen ein Schreiben vorgebracht, in dem Reisende die Fährleute „klassischer Grobheit, Trägheit, Langsamkeit und Geldgier(!)“ beschuldigten. … "Tha…!" - und gerade das war momentan Schillings Problem. Vor ihm stand Nortmann – ein Bierhändler aus Stralsund, der einen Sechsscheffelsack voll Getraide sowie vier wirklich magere Schweine mit sich führte. Von Osten her kam Jürgens, der mit fünf Tonnen Butter, einer Tonne Salz, zwei Tonnen Honig und einer Tonne Kalk den Sund überqueren wollte, dem er aber noch zu Gute rechnen musste, dass er ihm Dienstag sieben Schaafe und einen Hammel statt nur tatsächlich sieben Schaafe ohne Hammel befördert und berechnet hatte…
Während Schilling die Segel des großen Bootes hisste, nickte ihm der Pastor mit übertriebener Freundlichkeit zu, Jürgens überprüfte nochmals die Vertäuung seiner Fässer und Nortmann… Nortmann machte gar nichts… Schilling schaute zum Gasthaus hinüber. Er entdeckte seine Frau, die ihm mit einem Tuch in der Hand zuwinkte.
Wie viel sollte er Nortmann und Jürgens für diese Überfahrt berechnen? Zähle jeweils die Pfennige zu der Nord- bzw. Ostkoordinaten hinzu und du erfährst, wo der Schatz zur Grahler Fährer versteckt ist.
