Die Rutschenfelsen (755 m NN) fallen fast 50 m senkrecht ins Tal
ab. Sie hießen vor der Erbauung des Rutschenhofes "Lange Felsen".
Aber woher kommt der Name „Rutschen“-Felsen und wer oder was ist
hier den Albtrauf runtergerutscht?
Unsere erste Vermutung war, dass hier ein Bergrutsch war. Aber
falsch geraten: hier war wirklich früher eine richtige Rutsche –
für Holzstämme.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg war Brennholz, vor allem in
Stuttgart, rar geworden. Daher wurde das wertvolle Brennmaterial
aus immer weiterer Entfernung herbeigeschafft. Die Flüsse wurden
zum Transport der Baumstämme gerne genutzt und die Flößerei war ein
einträgliches Gewerbe. In dieser Zeit wurde auch die Erms flößbar
gemacht.
Um das Holz schneller und leichter von der Albhochfläche ins Tal
zu bringen, wurde am Tiergartenberg 1680 eine hölzerne Rutsche von
ca. 260m Länge errichtet, die später durch eine gußeiserne Rutsche
ersetzt wurde. Es wird vermutet, dass es am "Rutschenberg" auch
früher schon solch eine Konstruktion gegeben haben muss. Zugochsen
brachten das Holz zum oberen Ende der Rutsche. Die Ochsen waren im
sogenannten Rutschenhof am Rande der Hochfläche untergebracht (dort
wo heute die kleine Schutzhütte steht). Mit dieser Methode konnten
in der Hochphase 135 Festmeter Holz pro Stunde (!) nach Urach ins
Tal fahren.
Die sogenannten Holzriesen sind rutschbahnartige hölzerne Rinnen
zum Abtransport geschlagener Baumstämme aus steilen Gebirgstälern.
Der Begriff Riese ist im Alpenraum verbreitet, in Württemberg wurde
sie Rutsche genannt. Der Bau der Rutschen verbrauchte häufig ein
Drittel des gesamten Holzes, das sich auf ihnen befördern ließ. Da
der Verschleiß hoch war und die Lebensdauer nur wenige Jahre
betrug, wurden großflächige Kahlschläge angelegt. In den Rutschen
gleitet das Holz durch sein eigenes Gewicht durch die Rinne, die
teilweise vom Wasser feucht und glatt gehalten wurden. Dafür war
ein ausreichendes Gefälle nötig, das hier am Albtrauf ideal
vorhanden war. Die Uracher Rutschen wurden 1828 aufgegeben und
abgebaut. Heute ist leider von den Rutschen nichts mehr zu sehen.
Dafür entschädigt dann der wunderschöne Blick von den Felsen ins
Ermstal und auf den Hohen Urach.
Wichtig: der Steilabfall ist nicht gesichert, daher bitte SEHR
VORSICHTIG in der Nähe der Felsenkante und besonders auf die Kinder
achtgeben! Beim Dosensuchen bitte immer mindestens 2 Meter Abstand
von der Felskante halten und kein Risiko eingehen. Das Versteck ist
gefahrlos und leicht erreichbar. Bei starkem Nebel und in der
Dunkelheit nicht empfehlenswert.
Parken auf den Wanderparkplätzen an der K6708 von Bad
Urach/Hanner-Steige Richtung Bleichstetten. Zum Beispiel bei N 48°
28.632 E 009° 22.398 Vom Parkplatz dem "Kalkwaldsträßchen" Richtung
St. Johann/Fohlenhof folgen. Einfache Strecke ca. 1,5 km.
Befestigter Schotterweg durch den Wald ist kinderwagen- und
fahrradgeeignet.
Viel Spaß wünscht Charlenni.