Der niedere Turm steht nicht wie die meisten anderen Türme in der Stadtmauer, sondern etwas außerhalb. Mit der Namensgebung liegt die Vermutung nahe, dass hier die Henker übernachteten, wenn sie aus den befreundeten Nachbarstädten Schwäbisch Hall, Rothenburg und Nördlingen hierherkamen, um ihr finsteres Werk zu verrichten. Niemand wollte dem Henker zu nahe kommen, daher quartierte man ihn außerhalb ein.
Die Berührung eines Scharfrichters oder von Gegenständen, die er verwendete, konnte für Menschen ehrlichen Standes fatale Folgen haben. Ihnen haftete von da an ebenfalls das Stigma der Unehrlichkeit an und sie konnten deshalb sogar aus ihren Zünften ausgeschlossen werden und Berufsverbot erhalten.
Immerhin vollstreckten die Henker zwischen 1410 und 1545 insgesamt 57 Todesurteile, 48 durch den Strang und neun mit dem Schwert. Der erste in Dinkelsbühl ansässige Scharfrichter war Hans Koch; er ist um 1580 bezeugt.
Durch das Schwert wurde in Dinkelsbühl erstmals 1505 gerichtet, zum letzten Mal 1776. Die Enthauptung galt als weniger schändliche Strafe und als Begnadigung, wenn das Todesurteil nicht auf Hängen am Galgen lautete. Der Richtplatz, die „Hauptstatt“, lag außerhalb an der heutigen Bechhofener Straße. Auf den Standort des Galgens verweist noch heute der Galgenberg am Mutschachweg.
Aufgrund ihrer Tätigkeit hatten die Henker oder Scharfrichter gute Kenntnisse in der Anatomie. In der Heilkunde konnten sie es oft mit den Badern aufnehmen. Sie stellten selbst Salben und Tinkturen her und wurden bei Problemen und Krankheiten von Mensch und Vieh zu Rate gezogen. In diesem Fall galten bei Berührungen durch den Henker die oben geschilderten Tabus nicht.
P.S.: Nicht nur "Big Brother is watching you" sondern auch wir haben hier ein gutes Auge auf Euch ;-P