Fritz Fleischer, geboren am 21.12.1903 in Niederndorf bei Gera, wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Sein Vater Leonhard verdiente als Eisenbahner am Bahnhof Töppeln den Familienunterhalt, verstarb aber noch jung an den Folgen einer Tuberkuloseerkrankung. Mutter Hedwig war daher gezwungen, als Landfrau die Witwenrente aufzubessern. Fritz hatte noch einen älteren Bruder und eine kleinere Schwester.
Schon frühzeitig war er von den wenigen, vorbeifahrenden Autos fasziniert. Folgerichtig begann er nicht wie für ihn angedacht eine Lehre bei der Bahn, sondern bei der Kutschwagenfabrik von Breitbarth & Söhnen. Nach Stationen bei der Traugott Golde AG (bekannte, ehemalige Geraer Firma), der Wagenfabrik Gottleuba GmbH in Sachsen, der Maschinenfabrik Friedrich Erdmann / Gera, der Kruck-Werke GmbH / Wiesbaden kam er abermals nach Gera und arbeitete bei der Firma Bauer & Schiewe. Nach deren Aus, begann die erste Selbstständigkeit als Mitbegründer der Fleischer & Bergner – Werkstätte für Karosseriebau. Nach Krankheit und dem frühen Tod Werner Bergners wurde er zum alleinigen Inhaber.
Mit seiner Frau Luzie bekam er 1933 seinen ersten Sohn Hans.
Nach mehreren Firmenumzügen im Stadtgebiet von Gera, bezog man 1939 das Gelände des ehemaligen Parkrestaurants der Riebeck-Brauerei in der Kaiser Wilhelm Straße 181. Hier konnte die Familie Fleischer, nun auch mit Tochter Helga, eine Wohnung beziehen. Während der Zeit des zweiten Weltkrieges übernahm man Reparaturen an den Fahrzeugen des Heimat-Kraftfahrparks und umging somit die Rüstungsproduktion.
Fleischers bekamen in dieser schwierigen Zeit zwei weitere Kinder - Christa und Carl.
Im Februar 1945 zerstörten schwere Bomber große Teile des Betriebes. Es gab Tote und Verletzte. Fritz selber war ebenfalls schwer verletzt und hatte einen monatelangen Krankenhausaufenthalt zu überstehen. Eine schwere Explosion des nahegelegenen Gaswerkes zerstörte nahezu den Rest des Betriebes. Unter schwierigsten Umständen wurde der Betrieb nach und nach, teils durch die eigene Belegschaft wieder aufgebaut.
Luzie Fleischer verstarb Ende 1946 nach einer Operation. Ab dem kommenden Jahr kümmerte sich Fräulein Anneliese Krebs als Kindermädchen um den Nachwuchs. Sie kümmerte sich obendrein auch um den Fritz und so wurde 1950 geheiratet.
Es folgten wieder Aufträge für Reparaturen und LKW-Umbauten. Mit der Einstellung von Martin Seipolt als Konstrukteur begann man die Produktion von Omnibussen.
1958 willigte Fritz Fleischer gezwungenermaßen „freiwillig“ in eine staatliche Beteiligung ein. 1972 war dann auch damit Schluss. Mit der letzten großen Verstaatlichungswelle wurde der Betrieb vollends enteignet. Es entstand der VEB Karosseriebau Gera.
Fritz Fleischer starb am 1. September 1989 und musste bis dahin den schrittweisen Untergang seiner Firma erleben. Mit der Wende endete das Kapitel des ostdeutschen Omnibusbau. Einen Instandsetzungsbetrieb für andere Hersteller, oder eine Baugruppenfertigung in Gera zu etablieren scheiterte nicht zuletzt an den Möglichkeiten, die das kleine Betriebsgelände hergab.
Zum Cache:
A - Welche Ausbildung absolvierte der junge Fritz Fleischer?
- Stellwerkmechaniker (40)
- Stellmacher (45)
- Schmied (50)
- Karosseriebauer (55)
B - Was bedeutet das „RU“ in der Bus-Bezeichnung S2RU?
- Rostunempfindlich (beschichteter Rahmen) (4)
- Exportausführung für Russland (6)
- Reparaturumbau (8)
- Radiounterhaltung (Ausstattungsoption) (10)
C - Was hat die Firma Fleischer nicht produziert?
- Landmaschinen (370)
- Schlitten & Ski (371)
- Wohnanhänger (372)
- Sportwagen (373)
- Gartenstühle (374)
D - Was mussten Kunden in der Regel zuliefern, um einen Bus zu erhalten?
- Stoffe und Leder (177)
- Achsen (180)
- Lackfarbe (183)
- Reifen (186)
E - Welchen Wagen fuhr Fritz Fleischer unter anderem?
- Wartburg 313 (95)
- Škoda Rapid (97)
- Citroen DS/ID19 (99)
- Golf I Cabriolet (101)
F - Klingende Namen zierten die Busse – welcher gehörte nicht dazu?
- Elbmöwe (47)
- Rose von Sebnitz (48)
- Spreeperle (49)
- Haffsegler (50)
G - Welche maximale Motorleistung hatten die Aggregate in einem Fleischer-Bus?
- 120 PS (426)
- 150 PS (430)
- 190 PS (434)
- 230 PS (438)
H – Wie hieß der Bruder von Fritz Fleischer?
- Kurt (132)
- Rolf (135)
- Martin (138)
- Werner (141)
I – Was hatte es mit der Feierabend-Brigade auf sich?
- Sie bereiteten die fertiggestellten Busse zur Übergabe an den Kunden vor (1)
- Sie schraubten Busse außerhalb der regulären Arbeitszeit beim Kunden vor Ort zusammen (3)
- Sie produzierten nach Feierabend Gebrauchsgegenstände für den privaten Nutzen (5)
- Sie hatten keine Aufgabe. Sie trafen sich für das eine, oder andere Feierabendbier im Gebäude der Sattlerei (7)
Zum Final kommt ihr nach einer kleinen Rechenaufgabe:
N 50 (A+B).(2xC+D-E) E 12 (E-A-F).(G+H+I)
Achtet bitte auf unbeteiligte Personen. Die Gegend ist gut frequentiert. Logt Euch bitte möglichst unauffällig ein!
Lasst Euch Zeit bei der Recherche und taucht etwas in dieses Stück Geraer Geschichte ein.
