Urkundlich erwähnt
wird „Gemunde“ zum ersten Mal 1213. Hermann von Jünkerath vermachte damals dem Kloster
Steinfeld einen Wald entlang der historischen Römerstraße bis zu
einer Brücke am Zusammenfluss von Urft und Olef (In Gemünd
mündet die Olef in die Urft; so erklärt sich die
Namensetymologie des Ortes).
Im Übrigen hat der
Ort bis zur napoleonischen
Eroberung des Rheinlands eine divergierende Geschichte: Denn die
linke Urftseite gehörte im Mittelalter zur Grafschaft von Harff zu
Dreiborn und die rechte zum Amt Heimbach innerhalb des Herzogtums
Jülich; beide Territorien fielen beim Wiener Kongress 1815 an
Preußen.
Auch kirchlich war im Alten
Reich diese Teilung vollzogen, was insbesondere seit der
Reformation von Bedeutung war: Links der Urft war die
ausschließlich katholische Dreiborner Pfarre Olef zuständig und
rechts der Urft die Pfarre Heimbach (seit 1521 zur Abtei Mariawald
gehörig), die auch Protestanten duldete. So erklärt es sich, dass
Gemünd innerhalb der weitestgehend katholischen Nordeifel schon
frühzeitig (1609) eine reformierte Gemeinde hatte.
Im Zuge der preußischen Neugliederung der Rheinlande nach dem
Wiener Kongress wurde Gemünd 1816 Kreishauptort eines Kreises
Gemünd im neugebildeten Regierungsbezirk Aachen. Landrat wurde
Clemens August von Syberg (1754–1833). Die Amtsräume waren im
Hause des Bürgermeisters Huttanus im Bäckergäßchen untergebracht.
Nach der Pensionierung des Landrates 1829 wurde die Verwaltung in
das herzoglich-arenbergische Schloss zu Schleiden verlegt und der
Kreis Gemünd in Kreis Schleiden umbenannt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Gemünd, das schon seit dem
15. Jahrhundert Eisenverhüttung kannte, unter den Brüdern Reinhard
Poensgen und Albert Poensgen zum Industriestandort. In zwei
Walzwerken für Gas- und Siederohre und einer Drahtfabrik waren über
500 Arbeitskräfte beschäftigt. Die für den Verhüttungsprozess
notwendige Holzkohle lieferten über 1000 Köhler aus den Laubwäldern
des Kermeters. Doch als Mitte des 19. Jahrhunderts die Holzkohle
durch exzessive Ausbeutung knapp wurde, ein Bahnanschluss nicht
rechtzeitig zustande kam, um die Kohle anderweitig zu beschaffen
und ohnehin die Steinkohle aus dem Ruhrgebiet der Holzkohle als
Energielieferant überlegen war, konnte sich die Eisenindustrie im
Schleidener Raum nicht mehr halten. Poensgens verlegten die
Produktion 1860 nach Düsseldorf; die Einwohnerzahl Gemünds
dezimierte sich, ein Stadtbrand von 1851 trug ebenfalls zum
Niedergang bei.
Die Anfänge des Tourismus in Gemünd gehen auf die Wende zum 20.
Jahrhundert zurück. Weniger als 20 Jahre nach Gründung des
Eifelvereins 1888 war die Urfttalsperre fertig gestellt (1905), die
sich schon vor dem Ersten Weltkrieg zum Naherholungsgebiet
entwickelte.
Der Zweite Weltkrieg brachte 1944/45 einen schweren Einbruch in
die Wirtschaft mit weitgehender Zerstörung der historischen
Bausubstanz; durch die Einrichtung des Truppenübungsplatzes
Vogelsang im September 1946 wurden vormals attraktive Wanderziele
im Urfttal westlich von Malsbenden, am Urftsee und auf der
Dreiborner Hochfläche bei Wollseifen in das militärische
Sperrgebiet einbezogen. Dennoch blieb Gemünd durch Konzentration
auf das verbliebene Wegenetz um den Tourismus bemüht und richtete
in den 1970er Jahren einen Kurbetrieb ein. Als Kneipp-Kurort wurde
Gemünd 1978 anerkannt.
Seit 1946 gehört die Region zum Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Die Gebietsreform von 1972 (§ 9 Aachen-Gesetz) machte aus der
selbstständigen Gemeinde Gemünd einen Stadtteil von Schleiden.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts öffnen sich neue touristische
Perspektiven für Gemünd als Nationalparktor und insbesondere
seit Aufgabe des Truppenübungsplatzes zum 1. Januar 2006 durch
ein neues Wanderwegenetz in die zuvor 60 Jahre lang für
Zivilisten unzugänglichen Gebiete.