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Trümmer am " Neuen " Museum Traditional Geocache

This cache has been archived.

Servatius_Sebaldus: Hallo Jo-hannes 71,

da sich hier scheinbar nichts weiter tut und leider keine weitere Reaktion auf Reviewer-Notes kamen, archiviere ich diesen Cache.

Sollten sich neue Umstände ergeben, kontaktiere mich bitte unter Angabe der GC*****-Nummer oder noch besser dem Link zum Cache. Ich kann den Cache innerhalb von 3 Monaten auch wieder aus dem Archiv holen, wenn er den Guidelines entspricht.

Falls Du diese Cacheidee nicht weiterverfolgen möchtest, denke bitte daran eventuellen Geomüll (Cachebehälter, Zwischenstationen) wieder einzusammeln.
Viele Grüße

Servatius Sebaldus
Volunteer Reviewer in Deutschland

Tipps & Tricks gibt es auf den Info-Seiten der deutschsprachigen Reviewer: http://www.gc-reviewer.de/

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Hidden : 7/20/2012
Difficulty:
2 out of 5
Terrain:
1.5 out of 5

Size: Size:   small (small)

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Geocache Description:



Warum stehen Sie davor?
Ist nicht Türe da und Tor?
Kämen Sie getrost herein,
Würden wohl empfangen sein.
 
 
"Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslicher Sorgen und daß man sich durch kleine widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lasse", meinte Adolph Freiherr Knigge (1752-1796) in "Über den Umgang mit Menschen". Und es ist ruhig geworden in und vor allem um die Kulturstadt. Noch vor Wochen beschrieb man die Arbeit der extra gegründeten GmbH noch mit emsigen Treiben: Ständig surrender Faxgeräten, ununterbrochen klingelnder Telefone, fast rhythmisch klicktender die Finger auf den Computertastaturen, ... Kaum Zeit aufzublicken. Hektik, Streß, Chaos, ... Und jetzt? Funkstille. Hektik, Streß und Chaos nur auf den Straßen zur Rushour. Sonst, warten auf 1999? Warten auf Gäste? It's not a trick - it's Weimar. In der Kulturmetropole selbst wird weiter gebaut. Als wenn die Kulturstadt überhaupt erst noch gebaut werden müßte. So zu sehen an der Weimarhalle, am Bahnhof, an der Umgehungsstraße, ... Auch am Weihnachtsmarkt. Nur von einem bedeutsamen Ereignis wie etwa "Kulturstadtjahr" keine Spur. Kein Hinweis auf das größte geplante Stadtspektakel überhaupt. Die Lokalzeitungen schreiben über den Winter. Eine zwölfköpfige Reisegruppe tummelt sich einsam , aber zielstrebig, durch die Schillerstraße. Früher war das die "Touristenmeile". Heute ist der Boulevard wie ausgestorben. Ein älterer Herr aus der Gruppe fotografiert das Gänsemännchen von vorn. In einer Hand die Kamera, in der anderen eine Bratwurst. Blitz! Ein Lichtblick im sonst grauen Cityalltag. Im Hintergrund ein oranger Baucontainer. Auch gleich mit auf Zelluloid gebannt. Zügig hastet der Mann dem Rest der Gruppe nach. Kleckert dabei seinen Senf auf den roten Kaschmirschal, die schwarze Stoffhose und die Schnürschuhe. Am Schillerhaus vorbei, an der Buchhandlung vorbei, am Schreibwarenladen vorbei, am Wittumspalais, am Bäcker, am Theater, am Handelshaus, ... Vorbei an dem Zentrum einer Kulturstadt. Weimar 1999? Er will schnell vorbei. Baukräne, Bagger, Gerüste und Baucontainer nehmen ihn sowieso die Sicht. Kulturstadt? Hat er gesehen. Jetzt auch die Senflkleckse. Sch... Weimar!  
Doch die Tristesse trügt. Längst sind eine Vielzahl von Gerüsten und Bauzäunen gefallen. Einige fallen auch noch. Häuser erstrahlen in neuem Glanz. Denkmale und Brunnen wurden saniert, Straßen und Plätze neu gestaltet. Nur Gäste kommen deswegen gewöhnlich nicht. Und Weimarer schon gar nicht. Es sei denn, es sprudelt Sekt. Und der sprudelt ganz bestimmt im und am Neuen Museum. Hier steigt dann zu Silvester die Auftaktfeier für das Kulturstadtjahr. Weimar 1999 - Kulturstadt Europas! Etwa 600 erlauchte Besucher werden der Einladung von den Kunstsammlungen in das Neue Museum folgen. Interne Feierstunden, mit Esprit, Glitzer und Glamour. Wie bei solchen offiziellen Anlässen üblich. Selbstbeweihräucherung natürlich inklusive. Paul Maenz - der sich ja hier, mit seiner Sammlung internationaler zeitgenössischer Kunst, sein Denkmal schon gesetzt hat - wird genau so mit von der Partie sein, wie das skurile Künstlerpaar Eva und Adele. Überhaupt haben sich eine Menge (Überlebens)Künstler aus Politik, Wirtschaft und Kultur im Neuen Museum "angesagt". Ein Glück, daß sich das eigentliche Spektakel sich derweil auf Weimars Straßen abspielen soll: Zwischen Museum und Bahnhof wird die französische "Groupe F" - die bereits bei den olympischen Spielen in Barcelona aufspielte - für Furore und ein mächtiges Feuerwerk sorgen und hoffentlich die Einwohner und Gäste "anstecken". Aber keine Angst, Paul und Co., ihr könnt euch hinter den 105 sanierten und einbruchssicheren Fenstern völlig ungestört kulturstädtisch feiern. Doch Vorsicht, wer dann im Kulturstadtjahr alles doppelt sieht, steht eventuell "nur" im neugestalteten (verspiegelten) Treppenhaus. Ernüchtert. 
Hier wird so mancher Weimarer die wechselvolle Geschichte dieses Hauses, besonders die letzten Jahre, vis a vis Resümee passieren lassen: Das Großherzogliche Museumsgebäude verdankt seine Entstehung dem Wunsch des Großherzogs Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach, für den Illustationszyklus seines Hofmalers Friedrich Preller d.Ä. zu Homers Odyssee ein eigenes Gebäude zu schaffen. Dieses Vorhaben wurde schließlich erweitert zum Bau eines Museumsgebäudes, das alle bildkünstlerischen Werke aus der Sammlung des Großherzogs aufnehmen sollte, die bis dahin über mehrere Gebäude des Weimarer Hofes verteilt waren. In Italien lernte Preller den tschechischen Architekten Josef Zitek kennen, der ihm für dieses Projekt geeignet erschien. Im Jahre 1861 lieferte Zitek die ersten Entwürfe, zwischen 1864 und 1868 wurde dann das Großherzogliche Museumsgebäude als zweigeschossiger Galeriebau realisiert. Das Museum wurde im Januar fertiggestellt, aber erst am 27. Juni feierlich eröffnet. In der "Illustrierten Zeitung" vom 11. Juli 1868 können wir nachlesen, daß ".. als jüngste, für Weimar bedeutungsvolle Schöpfung der nunmehr vollendete Bau des neuen Museums zu bezeichnen (ist)". Eine "bedeutungsvolle Schöpfung" ist der Bau nun wirklich. Und umstritten war er auch schon immer. Sogar vor seiner Errichtung: Großherzog Carl Alexander wollte ihn nämlich ursprünglich südlich des Schlosses, am heutigen Beethovenplatz, errichten lassen. Dagegen gab es Einwendungen aus dem Staatsministerium, da man einen schädlichen Eingriff in die Parklandschaft fürchtete. Ausschlaggebend für die Errichtung des Museums an seinem heutigen Standort, war ein weitsichtiges Gutachten des Baudirektors Ernst Hermann Kohl: "Für den Fremdenverkehr ist eine bessere Lage kaum zu finden und das Bild, welches dem Fremden durch den Bahnhof direkt nach der Stadt führende, breite und gerade Hauptstraße und ... große, architektonisch schöne Museumsgebäude als Vordergrund der reizenden Lage Weimars entgegentreten müßte, würde ... zum Besuch und Aufenthalt einladen." Mangelndes Interesse am Gebäude und die geschmackliche Abkehr vom historisierenden Neorenaissancestil bis zur Jahrhundertwende führten zu den ersten Änderungsvorschlägen. Hierzu gehörte auch die von Henry van de Velde vorgeschlagene Modernisierung mit Jugendstilinterieur, die jedoch nicht zur Ausführung gelangte. Das Ansinnen der Nationalsozialisten, ein Gaufoum für Aufmärsche an diesem Platz zu errichten, in das das Landesmuseum, wie es seit 1920 bezeichnet wurde, integriert werden sollte, zerstörte endgültig die ursprüngliche Einheit des Gebäudes und seiner parkähnlichen Umgebung. Während eines Luftangriffes wurde das Landesmuseum dann 1945 schwer geschädigt. Obwohl das Museumsgebäude 1952 den Denkmalstatus erhielt, sah man bis 1989 keine Veranlassung, die Substanz des Hauses zu sichern. Und das, obwohl ein Jahr zuvor bereits der Hauptgesimses an der Nordseite einstürzte. Da wurde die Ruine mit einem Bauzaun abgesichert. Lediglich die Fenster wurden dann später zugesetzt. Einer seit 1984 bestehenden Bürgerinitiative "Interessengemeinschaft Landesmuseum" und der zuständigen Denkmalbehörde war es letztlich zu verdanken, daß mit der "Wende" und gleich nach der Wiedervereinigung erste denkmalpflegerische Maßnahmen durchgeführt wurden. Die Weimarer haben nicht vergessen, daß es Hermann Wirth war, der das erste Unesco-gerechte Denkmalschild (eine blau-weiße Sanduhr), auf einer Leiter stehend, bereits 1980 besonders hoch am Landesmuseum anbrachte. Auch die etwa tausend Lkw-Ladungen Schutt und Taubendreck aus der Ruine sind noch in guter Erinnerung. Ein Spendenaufruf brachte immerhin 60.000 Mark ein, die zur Restaurierung der sogenannten Preller-Fresken, dem eigentlichen Herzstück des Neuen Museums, mit einflossen. Überliefert ist zumindest auch eine Anekdote über das Treppenhaus: Für 1951 wurden von einer Thüringer Behörde gleichzeitig 100.000 Mark für den Wiederaufbau und 70.000 Mark für den Abriß bereitgestellt.  
Trotz solcher Kapriolen ist jetzt Weimar wieder um eine "gute Stube" reicher. Dafür wurden allein zur baulichen Wiederherstellung immerhin fast 15 Millionen Mark investiert. Sehr viel Geld, für den Versuch, gegenwärtige "Kunst" in einer historischen Bauhülle zu präsentieren. Und ein fader Beigeschmack bleibt: Die rauschende Silvesternacht wird ein Ende finden. Und dann? 
 
Text : ANDREAS KÜHN   

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