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Relikte der Eiszeit: Westerbeverstedter Toteisloch EarthCache

Hidden : 03/23/2016
Difficulty:
3 out of 5
Terrain:
2 out of 5

Size: Size:   other (other)

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Geocache Description:





Was ist ein Toteisloch und wie entsteht es?


Ein Toteisloch ist das Relikt der letzten vergangenen Saale-Eiszeit, während der sich riesige Eisblöcke von einer Gletscherzunge lösten und an Ort und Stelle über eine lange Zeitperiode abschmolzen.

Dabei rückt der Gletscher zunächst vor und transportiert Geröll und Felsen in seinem Inneren mit sich (1). Mit dem später erfolgenden Rückzug des Gletschers, bei dem das Eis im Bereich der Gletscherzunge abschmilzt, entstehen Risse und Spalten (2). Dadurch werden einzelne Eisblöcke vom Gletscher abgetrennt und mit dem mitgeführten Geröll und Gestein umhüllt und bedeckt – diese „zurückgelassenen“ Eisbrocken nennt man auch Toteisblöcke (3). Im Folgenden schmelzen die Blöcke langsam ab. Mit dieser Schmelze senkt sich auch die abdeckende Schicht aus Gestein und Geröll und lässt seitlich liegendes Gestein nachrutschen (4). So entsteht mit der Zeit ein Toteisloch, welches mit Wasser gefüllt, einen See bildet. Diese fallen aber oft auch später trocken und bilden dann einen Kessel oder eine markante Bodensenke. (5)


( Text und Bild zur Entstehung mit freundlicher Genehmigung von Rasi76 // besucht auch seinen EC zum selben Thema GC608Z9 )

Der Westerbeverstedter Kessel


Eine geologische Besonderheit Lunestedts ist der „Westerbeverstedter Kessel“. In den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts beschrieb der Geograph Ferdinand Dewers erstmals diese kleine Hohlform in der heutigen Gemeinde Lunestedt und seither beschäftigten sich Geographen und Geologen immer wieder mit der Frage, ob die Entstehung des Kessels der letzten oder der vorletzten Eiszeit zuzuschreiben ist. Ihre Beantwortung gäbe Aufschluss über das Alter dieses Relikts aus der Vorzeit, das möglicherweise 100.000 Jahre überschreitet.

Umfeld und Lage

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Der „Westerbeverstedter Kessel“ befindet sich auf der flachwelligen Geest im Lunestedter Ortsteil Westerbeverstedt (Foto 1) und gehört zu dem Grundstück der Landwirtsfamilie Bock im Kreuzungsbereich der Straßen „Dorfstraße“, „Am Geeren“ und „Zum Waldblick // früher Breslauer Str.“. In alten Verzeichnissen von Flurnamen heißt das Gebiet „Ole Soll“ und ist mit alte Kuhle oder Wasserloch zu übersetzen. Wasser sammelt sich jedoch nur in regenreichen Zeiten (Karte 1).

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Die heute noch gut sichtbare Hohlform verfügt über einen Durchmesser von 150 – 200 m und ist ca. 3,80 m tief. Die Preußische Landesaufnahme von 1898 verzeichnete noch eine Tiefe von 4,60 m. Das Höhenniveau, (siehe auch Geländeschnitt 2), des von Ost nach West abfallenden Geestrückens schwankt zwischen 12,7 m im Bardel, einem Mischwald von ca. 50 ha Größe, und 6,8 m im Reithorn, einem dem Moor vorgelagerten Endmoränenausläufer. Die Moor- und Wiesenflächen zum nördlich verlaufenden Dohrener Bach erreichen eine Höhe von 2 m, das Oberflächenniveau der südlich verlaufenden Lune fällt von 1 m auf 0,6 m.

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Nach der Geologischen Übersichtskarte 3118, Hamburg-West, befindet sich die Westerbeverstedter Talform in dem ganz Lunestedt betreffenden Grenzbereich zwischen anstehendem Geschiebelehm, Geschiebemergel, Schluff und feinsandig bis kiesigen Sanden. Dies wird durch mehrere vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) verzeichnete Bohrungen bestätigt. In Lunestedt wurde eine Tiefe von 239 m nachgewiesen. Die tiefste Bohrung der Region erreichte 1957 bei Wellen 1543,30 m. Hier werden die pleistozänen, also eiszeitlichen Schichten durchstoßen und gelangen nach umfangreichen Sand- und Kiesschichten zu Tonsteinen des Rhät, der jüngsten erdgeschichtlichen Epoche des über 200 Millionen Jahre alten Trias. Direkt zum Westerbeverstedter Kessel liegen die Ergebnisse zweier spezieller Bodenuntersuchungen vor.

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Eine 12 m tiefe Bohrung erfolgte im Zentrum, eine weitere reichte bis auf halbe Höhe. Die erste Messung traf unter 1,60 m anstehenden Torf 3 auf einen braunen, sandigen, schwach humosen Schluff, der bis 1,90 m reichte. Dann folgte bis 4 m unter teilweisem Kernverlust Mittel- bis Grobsand mit einer Lage gelben Tones. Die restlichen 8 m wurden insgesamt als Kernverlust verzeichnet. Die zweite Bohrung traf unter 1,30 m auf schwach kiesigen und mittelsandigen Grobsand, es folgen 0,35 m Feinsand und anschließend bis 4 m feinsandiger und grobsandiger Mittelsand. Die unteren zwei Meter wurden wieder als Kernverlust notiert. Nach den vorliegenden gesicherten Angaben gehört der gesamte Untergrund Lunestedts zu den im Rahmen des Drenthe-Stadiums vorstoßenden saaleeiszeitlichen Gletschern der Lamstedter Staffel.

Nacheiszeitliche Formenbildung und Entstehung des Kessels


Die eiszeitliche Formenbildung, die periglazialen Veränderungen, die binnenländische Grundwassererhöhung und der nacheiszeitliche Meeresspiegelanstieg führten gleich mit Beginn des Holozäns zur Bildung von Seen und zu einer Versumpfung. Anschließend setzte eine Vermoorung niedrig gelegener Geestflächen und Flusstäler mit ihren Überschwemmungs- bereichen ein. So finden sich noch heute einige Moorflächen in Lunestedt, größere Gebiete südlich in der Gemeinde Hollen, nördlich rings um den Bülter See und am Wollingster See. Aus diesen Niederungen ragen wie Inseln kleine zehn bis fünfzehn Meter hohe Geesthügel hervor, die früh besiedelt wurden. Eine alte Überlandstraße, die heutige B 71, verläuft auf solchen trockenen Geesthöhen und verbindet die Ortschaften. Als eiszeitliche Reste birgt das gesamte Elbe-Weser-Dreieck nach wie vor riesige Sandvorräte. Überall auf der Geest, so auch in Lunestedt, lagern Schmelzwassersande von hellgrauer bis gelblich-bräunlicher Farbe. Die Korngröße wechselt rasch und unvermittelt. Fein- und Mittelsande bilden den überwiegenden Anteil. Dazu kommen grober Sand und Kies. Die Mächtigkeit der verschiedenen Schichten beträgt zumeist mehr als 10 m. Allein im alten Landkreis Wesermünde wurden über 150 ständig oder zeitweilig betriebene Sandgruben gezählt. Ein Lunestedter Beispiel für die noch heute andauernde Nutzung ist die Sandentnahmestelle am Westrand der Gemarkung. Zulieferungen für Betonsteinwerke fanden und finden sich unter anderem in Taben, Loxstedt und Stubben, für Kalksandsteinwerke in Nordholz und Bremerhaven. Tone und Lehme sind überwiegend im Westen und Süden des Landkreises Cuxhaven verbreitet. Von seiner einstigen Bedeutung zeugen etwa 20 ehemaligen Ziegeleien von Nordholz bis Sandstedt.

Es befinden sich über 50 dem Westerbeverstedter Kessel vergleichbare abflusslose Becken und Täler allein im Gebiet zwischen Oste und Hamme. Die zeitliche und formentypische Bestimmung und Zuordnung schwankt zwischen einer Zuordnung zu Toteislöchern und schmelzwasserbedingten Strudellöchern der Saaleiszeit . Die wahrscheinlichste ist aber die Zuordnung als Toteisloch. In den eiszeitlichen Schub- und Stauchmoränen wurden häufig kleinere und größere Klötze vom Gletscher abgetrennten, „toten“ Eises mit eingearbeitet und unter Geröll, Schutt und anderem Geschiebematerial begraben. Wenn sie abtauten, entstanden durch Nachsacken über dem schwindenden Eis geschlossene, fast kreisrunde und trichterförmige Hohlformen (Kessel, Sölle, Toteislöcher). Bei größeren Toteismassen bildeten sich unregelmäßig geformte Wannen oder Kessel. Sie sind charakteristische Merkmale aller eiszeitlicher Ablagerungen, auch in Stauchungszonen im Bereich der Eisrandlagen. In vielen Fällen wurden diese Formen beim Wegtauen von Nachschüttsanden oder durch Vermoorung wieder aufgefüllt. Interessant wäre in diesem Zusammenhang eine zusammenfassende Auswertung der im Raum Lunestedt vorgenommenen Bohrungen.

Wichtig wäre auch eine Berücksichtigung des bislang noch nicht erforschten flachen ovalen Kessels am „Reithornsweg“, westlich der Siedlung „Am Sportplatz“. Er trägt die Flurnamenbezeichnung „Krumm Soll“( Karte 1 Markierung 4), erstreckt sich ca. 250 m in ostwestlicher und 100 m in nordsüdlicher Richtung und erreicht eine Tiefe von 3 m. Durch intensive landwirtschaftliche Nutzung hat dieses Areal eine deutliche Einebnung erfahren, ist jedoch noch gut erkennbar.

(Text und Bilder aus: Westerbeverstedter Kessel - Ein eiszeitliches Zeugnis in Lunestedt; Zur Geologie im Landkreis Cuxhaven; Walter Mülich 2010)


Geocache und die Aufgaben:


Die Wiese und der Bauernhof muß nicht und darf auch nicht betreten werden. Bitte sende die Antworten in einer Email über mein Profil an mich. Natürlich sind auch selbstgemachte Fotos vom Toteisloch und vom Experiment gerne im Log gesehen! Nach(!) dem Senden der Antworten kann der Earthcache direkt geloggt werden. Bei fehlerhaften Antworten melde ich mich bei euch!

Aufgaben und Fragen:

Frage 1:
Um 1898 hatte der Kessel in der Preußische Landesaufnahme eine Tiefe von 4,60 m. Heute sind es nur noch 3,80 m. Was kann dazu geführt haben, das es nicht mehr so tief ist? Betrachte die Gegenbenheiten vor Ort und formuliere deine Erkenntnisse dazu in wenigen Sätzen. Aufgabe 2 hilft dir bei deiner Antwort vielleicht.

Aufgabe 2:
Umrunde zu Fuß das Toteisloch über die Straßen "Zum Waldblick", "Dorfstraße" und "Bardelweg". Wieviele Meter mußt du dazu abwandern?

Frage 3:
Wenn du von den Parkkoordinaten in Richtung Earthcache gehst, kommst du an einem Verbotsschild vorbei. Welche Fahrzeuge sind auf dem Weg nicht zugelassen?

Frage 4:
Wenn du den Kessel betrachtest, war am Tag deines Besuchs Wasser in der Mitte des Kessels oder war er trocken?

Aufgabe 5:
Versuch mit einem Eiswürfel und etwas Sand zu Hause die Stufen 3-5 der Grafik über die Entstehung nachzubilden. Schilder in einigen Sätzen deine Erkenntnisse über den zeitlichen Verlauf und den Ausgang des Experiments. Konntest du einen Toteiskessel im Miniformat nachbauen? Optional füge ein Bild des Versuchsaufbaues deinem Log hinzu. Falls du keinen Sand oder Eiswürfel zu Hause hast, sei kreativ und überlege dir eine Alternative, um den Prozess zu simulieren.

(Optional)Aufgabe 6:
Mach ein Foto an den Koordinaten des Listings und füge es dem Log hinzu.

Viel Erfolg bei eurem Versuch und ich hoffe euch macht der Earthcache und seine Aufgaben Spaß.


Additional Hints (No hints available.)